Brydewal
Ein Brydewal – äußerlich kaum vom neu beschriebenen Rice-Brydewal zu unterscheiden – bei der Nahrungsaufnahme. Im Unterschied zu ihren nahen Verwandten suchen die neu entdeckten Rice-Brydewale ihre Nahrung auch tief unter Wasser. (Foto © kungverylucky/Shutterstock.com)
Laut EcoWatch hatten Wissenschaftler die Population vor der Küste Floridas zuvor als lokale Unterart des in fast allen Ozeanen verbreiteten Brydewals (Balaenoptera brydei, englisch "Bryde’s whale") angesehen. Wie Spektrum.de berichtet, hatten DNA-Untersuchungen allerdings bereits 2014 ergeben, dass sich die im Golf von Mexiko lebende Gruppe, die laut Spektrum.de nur rund 100, nach Angaben von EcoWatch noch 33 Individuen umfasst, genetisch deutlich von anderswo untersuchten Brydewalpopulationen unterscheidet. Endgültige Gewissheit, dass es sich hier um eine eigene Art handelt, erlangten Forscher der US-amerikanischen Wetter- und Ozeanografiebehörde National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) dann durch die Untersuchung des Schädels sowie weiteren Genmaterials eines über 10 Meter langen Walkadavers, der im Januar 2019 in den Everglades an Land gespült wurde.
Der neuen Art wurde zu Ehren des Biologen Dale Rice, der als erster eine im Golf von Mexiko lebende Walpopulation beschrieben hatte, der Name Rice-Brydewal (Balaenoptera ricei, englisch "Rice’s whale") gegeben. Obwohl die Population bereits so lange beobachtet wird, ist bisher nicht allzu viel über das Verhalten der Tiere bekannt. Auffällig ist, dass sie anders als Brydewale bei der Suche nach Nahrung offenbar auch tief tauchen. Als Furchenwale zählen die bis etwa 13 Meter langen und 27 Tonnen schweren Tiere zur Unterordnung der Bartenwale. Bei den Barten handelt es sich um Hornplatten am Oberkiefer, die als Filter für Krebstiere (vor allem Krill), aber auch kleine Fische dienen. Bei der Nahrungsaufnahme saugen die Wale eine große Menge Wasser ein und pressen es dann mit ihrer Zunge durch die Barten nach außen, wobei sich die darin enthaltenen Kleintiere in den Barten verfangen. Eine Besonderheit der Furchenwale besteht darin, dass sie über einen äußerst dehnbaren Kehlsack verfügen, der ihnen als Wasserspeicher dient.
Die Wissenschaftler hoffen, dass sich die Erkenntnis, dass es sich um eine eigene Art handelt, positiv auf den Schutz der relativ kleinen Walpopulation auswirken wird. Bedroht sind die Tiere vor allem durch Schiffe, mit denen sie kollidieren können, Unterwasserlärm, der sie verwirren und ihr Gehör schädigen kann, Fischernetze, in denen sie sich oftmals verheddern, sowie die Suche nach fossilen Treibstoffen und Ölkatastrophen. Die Tatsache, dass die Wale sich ausgerechnet im DeSoto Canyon versammeln, einer der geschäftigsten Wasserstraßen und Ölbohrgegenden des Golfs, macht ihren Schutz nicht einfacher. So führte der Untergang der Ölplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko, in dessen Folge 2010 etwa 800 Millionen Liter Öl ins Meer flossen, zum Rückgang der Population um 17 Prozent und aller Wahrscheinlichkeit nach auch zur langfristigen Beeinträchtigung ihrer Gesundheit und Reproduktionsrate. Erst in jüngerer Zeit wurden die Vorschriften im Hinblick auf Sprengungen zur Anregung seismischer Wellen bei der Suche nach Öl- und Gasvorkommen gelockert, was für Forscher und Umweltschützer im Sinne der Erhaltung der Walart eindeutig ein Schritt in die falsche Richtung ist.