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Chevrolets, "Daytona Turkey Run"
Chevrolet-Parade verschiedener Epochen (Foto © Daytona Turkey Run)
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Chrysler
Chrysler von 1956 (Foto © Shutterstock.com)
Früher nannte man sie "Schnauferl", vermutlich wegen der ungewöhnlichen Geräusche des Schnüffelventils, das bei Viertaktmotoren als Einlassventil verwendet wurde. Inzwischen sind die Fahrzeuge aus der Zeit des Beginns der Automobilära Ende des 19. Jahrhunderts längst Museums- und Sammlerstücke. So auch das legendäre Modell T von Ford: Der auch "Tin Lizzie" genannte Wagen war bis 1972 das meistverkaufte Automobil der Welt. Zwischen 1908 und 1927 wurden in den Vereinigten Staaten 15 Millionen Stück gebaut. Heute existieren noch rund 1 Prozent aller gefertigten Exemplare. Wer so ein urtümliches Gefährt erwerben möchte, braucht gar nicht so tief in die Tasche zu greifen, wie man vermuten könnte: Schon ab 20.000 Dollar ist man für ein verkehstüchtiges Model dabei.
Apropos: "Natürlich kaufen sich die meisten Leute einen Oldtimer, weil sie ihn auch ab und zu mal fahren wollen", erklärte ein Teilnehmer beim letztjährigen "Turkey Run" – und ließ wie zum Beweis seinen gelben 1967er-Mustang mit 200 PS unter der Haube mächtig aufheulen. 1000 Arbeitsstunden steckten in dem legendären Cabriolet, so der Besitzer. Ein Fahrzeug für jemanden, der auch tatsächlich damit auf die Straße geht. Bewundernde Blicke der Besucher waren da natürlich garantiert, schließlich verkörpert ein amerikanisches Muscle-Car bis heute jenes lässige Lebensgefühl, das schon Steve McQueen oder Paul Newman einst von der Leinwand verströmten.
Wer Oldtimer liebt, schätzt auch die Community und ihre Treffen in aller Welt. Der automobile Austausch und die Fachsimpelei stehen dabei ebenso im Vordergrund wie der Stolz auf das eigene Gefährt und das Kennenlernen von Gleichgesinnten. Und nicht nur die Teilnehmer, auch die Zuschauer dieser Spektakel sind stets mit Leidenschaft dabei.
Jede Menge Träume aus Chrom und Stahl finden Fans auch bei der 50. Ausgabe des "Daytona Turkey Run". Die größte Auto- und Ersatzteiltauschbörse in den USA beginnt um 8 Uhr morgens an Thanksgiving. Wer Besitzer eines Automobils ist, das vor 1980 produziert wurde, oder wer einen Mustang, Corvette, Camaro, Charger, Challenger, Prowler, Viper, SSR, Fiero oder ein exotisches Fahrzeug sein Eigen nennt, kann damit an einem Korso teilnehmen. Es sind aber nicht nur die Klassiker, Hotrods, Custom- und Muscle-Cars, Rennwagen und Pick-ups, die beim "Turkey Run" begeistern. Neben spektakulären Oldtimern in Hülle und Fülle bietet das Event einen Tauschmarkt, der seinesgleichen sucht. Alte und neue Teile, halbe Fahrzeuge, verrostete Karosserien – hier gibt es im Hinblick auf US-Fahrzeuge nichts, was es nicht gibt.
So sieht man sie wieder durchs Rund des Daytona International Speedway ziehen: Jene legendären "Schrauber", die in mühsamer Eigenregie ihren Wagen mit großer Begeisterung restaurieren und in Stand halten. Wobei es durchaus verschiedene Typen von Autoenthusiasten gibt: Für die einen ist ein solches Fahrzeug ein Stück lebendige Geschichte, ein kostbarer Zeitzeuge, der auf seine alten Tage nur zu besonderen Anlässen aus der schützenden Garage gefahren und voller Stolz der Öffentlichkeit präsentiert wird. Andere sehen in so einem Gefährt vor allem ein Investment mit vielversprechender Rendite. Eines steht fest: Sie alle kommen in Daytona Beach auf ihre Kosten.
Zu den Highlights zählen jedes Jahre die "Turkey Run Nites", ein Schaulaufen der spektakulärsten Limousinen. Der Deutsche Andreas Parschau sponsert das gesamte Event. Bis zum vergangenen Jahr firmierte sein Unternehmen noch unter AFL Group; inzwischen begab sich der deutsch-amerikanische Fahrzeugverschiffer unter das Dach des dänischen Großunternehmens Scan Global Logistics. "In den letzten 25 Jahren haben wir uns erfolgreich als Logistikspezialist für klassische und hochwertige Fahrzeuge positioniert", erklärt Parschau. "Jetzt wollen wir das Geschäft noch deutlich erweitern, etwa durch die Verschiffung von Spezialmodellen oder sogenannten Erlkönigen der großen Automobilkonzerne weltweit."
Abgerundet wird der "Turkey Run" von Livemusik verschiedener Bands und akrobatischen Vorführungen wie Fahrten auf zwei Rädern. Daneben locken die "Artisan Alley" mit Mode und Kunst sowie zahlreiche Essstände – eine Mischung, die Laune macht: Im Jubiläumsjahr erwarten die Veranstalter bis zu 200.000 Besucher. "Gentlemen and ladies, start your engines!"