1 von 2
Im Café de France auf der Park Avenue gibt es handgemachte Köstlichkeiten.(Foto: © vhphoto)
2 von 2
Elegante Boutiquen und Geschäfte bieten auch für anspruchsvolle Shopper das Richtige.(Foto: © L.Pavel)
Gefunden hatte ich dieses Städtchen, als ich in einem Buch über den bekannten Jugendstilkünstler Louis Comfort Tiffany blätterte. Dort hieß es, dass in Winter Park bei Orlando die größte Privatsammlung seiner Glasfenster und Lampen in einem kleinen Museum zu sehen sei. Ein Bewohner hatte all die schönen bunten Glasfenster und viele andere Gegenstände einst aus Tiffanys Anwesen auf Long Island gekauft und nach Florida gebracht. Also: nichts wie hin! Einmal angekommen, entdeckt man freilich schnell, dass nicht nur die Tiffany-Sammlung im berühmten Charles Hosmer Morse Museum, sondern auch das Stadtzentrum durchaus sehenswert sind. Entlang der herausgeputzten Park Avenue reihen sich interessante Geschäfte aneinander und bieten den stilvollen Rahmen für einen schönen Shopping-Nachmittag.
Doch zunächst ruft die Kunst! Nach dem obligatorischen Besuch im wirklich beeindruckenden Charles Hosmer Morse Museum mit seiner umfangreichen Tiffany-Sammlung zieht es uns auf das Campusgelände des privaten Rollins College. Durch das offene Tor schlendern wir ungehindert durch die gepflegten Grünanlagen, bis wir das Universitätsmuseum, das George D. and Harriet W. Cornell Fine Arts Museum, erreichen. Die private Universität mit einer Bibliothek von über 250.000 Bänden ist seit ihrer Gründung ein Ort, an dem Amerikas privilegierte Jugend herangezogen wird. Für die Elite war und ist Winter Park seit über 100 Jahren ein Refugium im Süden. Viele Familien verbringen die Wintermonate oder gar ihren Lebensabend hier. Die Millionen-Villen entlang der Seen sind elegante Zeitzeugen. Besonders schön sieht man sie vom Wasser aus. Später werden wir vom Bootssteg aus einige Straßen hinter der Park Avenue zu einer einstündigen Rundfahrt auf dem Lake Osceola und dem Lake Maitland aufbrechen, große Graureiher und Kormorane beobachten und viele Details der illustren Geschichte von Winter Park erfahren.
Doch jetzt schlendern wir zu Fuß auf den backsteingepflasterten Straßen des Rollins College, bewundern die im spanischen Stil erbauten Universitätsgebäude und machen Rast im Schatten der alten Eichenbäume, von deren Ästen das berühmte Spanische Moos tropft. Im kühlen Inneren des Cornell Museums schauen wir uns in Ruhe die gerade ausgestellten Kunstwerke an. Die besonders hohe Qualität der ständigen Sammlung zeugt vom Reichtum der Stifter. Viele von ihnen verbrachten ihre Studienzeit hier. Wir haben Glück und werden von einem freundlichen Campusmitarbeiter per Golfcart wieder an das Eingangstor zurückgebracht.
Am Nachmittag dann spazieren wir über die Park Avenue. Die Flaniermeile von Winter Park hat sich in den vergangenen Jahren fein herausgeputzt. Die eleganten Geschäfte zeugen von der anspruchsvollen Klientel, aber hinzugekommen ist ein Hauch Fernost. Der indische Laden »Kathmandu« bietet kleine und große Hindugottheiten, Buddhas, Gebetsperlen und Schmuck an. Gleich daneben liegt »Ten Thousand Villages«, eine Ladenkette, die Kunsthandwerk aus aller Herren Länder verkauft. Die Besitzer sind nicht nur auf faire Preise bedacht, sondern unterstützen den so genannten fairen Handel – so vertreiben sie vornehmlich Produkte aus Ländern der Dritten Welt, die von Frauen produziert worden sind. Ein paar Schritte weiter erfreut sich eine Eisdiele großen Zuspruchs. Wer Süßes liebt, kommt auch im Schokoladengeschäft am anderen Ende der Park Avenue auf seine Kosten. In einem der vielen beschaulichen Hinterhöfe stöbern wir im Buchantiquariat und finden kleine und große Geschenke.
Anschließend geht's zur Weinprobe zu »The Wine Room«, das sich markanterweise in einem ehemaligen Bankgebäude befindet. Wir kaufen eine Weinprobenkarte (den Preis setzt man selbst fest) und können damit entsprechend viele Weine verkosten. Dazu bestellen wir an der Theke Käse und Häppchen – ein echter Genuss! Der Ausschank ist im ehemaligen Tresorraum im Tiefgeschoss untergebracht, die schwere Banksafe-Tür bildet einen interessanten Eingang. Im angenehm kühlen Inneren werden die Wände jetzt von temperierten Schließfächern gesäumt, die man zur Lagerung besonders guter Tropfen privat mieten kann.
Am Ende unseres Tagesausflugs nach Winter Park haben wir die Qual der Wahl zwischen verschiedenen Restaurants: Zu zwei französischen und mehreren italienischen haben sich ein indisches und ein türkisches Lokal gesellt. Ähnlich der griechischen und libanesischen Küche kommt einiges aus dem Angebot – Moussaka oder ballonhaft aufgeplustertes Fladenbrot – durchaus bekannt vor. Wir lassen uns nieder – und sind überrascht, wie hungrig die Kombination von Kunst und Shopping machen kann.
KULTUR
The Charles Hosmer Morse Museum of American Art
445 North Park Avenue
Winter Park
Telefon (407) 645-5311
Cornell Fine Arts Museum
Rollins College
1000 Holt Avenue
Winter Park
Telefon (407) 646-2526
Winter Park Scenic
Boat Tour
312 East Morse Blvd.
Winter Park
Telefon (407) 644-4056
(täglich von 10 bis 16 Uhr)
SHOPPING
Kathmandu
352 Park Ave. North
Winter Park
Telefon (407) 647-7071
Ten Thousand Villages
346 Park Ave. North
Winter Park
Telefon (407) 644-8464
Kulinarisches
The Wine Room
270 Park Ave. South
Winter Park
Telefon (407) 696-9463
Bosphorous
108 Park Ave. South
Winter Park
Telefon (407) 644-8609
Café de France
526 Park Ave. South
Winter Park
Telefon (407) 647-1869