Raumkapsel Crew Dragon
Die Crew Dragon kurz vor der Andockung an die ISS (Foto © Chris Cassidy/NASA)
Die Landung der Crew Dragon war nicht nur der erfolgreiche Abschluss des ersten bemannten Weltraumtrips, der mit einer Raumkapsel und Raketen eines privaten Unternehmens durchgeführt wurde. Seit 1975 war es auch die erste Wasserlandung von Astronauten der NASA. Die von Elon Musks Firma SpaceX konstruierte und betriebene Crew Dragon landete am 2. Juli um 14 Uhr 48 Ortszeit nahe Pensacola im Golf von Mexiko, nachdem sechs andere weiter östlich gelegene mögliche Landepunkte aufgrund des aufkommenden Wirbelsturmsystems Isaias verworfen worden waren.
Wie der NASA-Administrator Jim Bridenstine nach der Landung auf einer Pressekonferenz erklärte, sei die Menschheit damit in eine "neue Ära des Weltraumflugs" eingetreten. Die NASA sei nun "nicht länger Käufer, Besitzer und Betreiber der Hardware", sondern einfach "ein Kunde unter vielen" auf dem "Markt des bemannten Weltraumflugs in eine niedrige Erdumlaufbahn". Tatsächlich könnte die erfolgreich abgeschlossene Mission laut The New York Times der Startschuss für private Weltraumtrips sein, bei denen sich etwa Touristen den Traum von einem Ausflug ins All erfüllen, Unternehmen Forschung betreiben oder Satelliten reparieren.
Neben SpaceX hat die NASA auch den Flugzeughersteller Boeing damit beauftragt, eine Raumkapsel zu konstruieren, mit der Astronauten zur ISS gebracht werden können. Während Boeing im vergangenen Jahr bei einem unbemannten Testflug mit Softwarefehlern zu kämpfen hatte und zunächst noch in diesem Jahr einen weiteren Test durchführen muss, ehe sich die Firma wohl frühestens 2021 an einen bemannten Flug wagen kann, gibt man sich bei SpaceX selbstbewusst: Nach den Worten von Präsident und Geschäftsführer Gwynne Shotwell gehe man davon aus, von nun an regelmäßig Menschen in die niedrige Erdumlaufbahn zu bringen, bald auch zum Mond sowie schlussendlich zum Mars zu fliegen.
Ursprünglich hatten die beiden Astronauten Robert L. Behnken and Douglas G. Hurley, die im Mai von der Crew Dragon zur ISS gebracht worden waren, dort lediglich zwei Wochen verbringen sollen. Aufgrund wiederholter Verzögerungen bei der Entwicklung der Transportkapsel seitens SpaceX und Boeing befand sich bei der Ankunft der Crew Dragon aber nur noch ein NASA-Astronaut, Christopher J. Cassidy, auf der ISS, sodass die beiden Neuankömmlinge dringend für Wartungs- und Reparaturarbeiten in der Raumstation sowie für die Durchführung wissenschaftlicher Experimente benötigt wurden. Cassidy wird ebenso wie die beiden russischen Kosmonauten Anatoly Ivanishin und Ivan Vagner noch bis Oktober auf der ISS bleiben, ehe sie wiederum von einem amerikanischen und zwei russischen Astronauten abgelöst werden.
Sobald die Mission von der NASA offiziell als erfolgreich klassifiziert worden ist, soll frühestens Ende September der nächste Start einer Crew Dragon stattfinden und drei weitere NASA- sowie einen japanischen Astronauten zur Raumstation bringen. Ein weiterer Start, bei dem die am Sonntag gelandete Kapsel erneut zum Einsatz kommen soll, ist für Februar 2021 angesetzt. Zu dem Team aus zwei NASA-, einem japanischen und einem ESA-Astronauten soll auch Behnkens Ehefrau K. Megan McArthur gehören.