Federal Reseve Building
Das Federal-Reserve-Gebäude in Washington D. C. (Foto © Orhan Cam/Shutterstock.com)
Am 20. August erreichte der Euro mit 1,1965 Dollar seinen höchsten Wechselkurswert gegenüber der US-Währung seit 27 Monaten. Zugleich stieg das Britische Pfund mit 1,3250 Dollar auf den höchsten Wert seit neun Monaten. Laut TorFX fiel das Pfund allerdings am 11. September bereits wieder auf einen Wert um 1,27 Dollar, nachdem der britische Premierminister Boris Johnson angekündigt hatte, die im vorläufigen Abkommen mit der EU getroffene Regelung, dass Nordirland vorläufig Teil des europäischen Wirtschaftsraums bleibt, durch ein eigens eingeführtes Gesetz umgehen zu wollen – eine Maßnahme, gegen die die EU rechtliche Schritte androhte und die auch angesichts des dadurch erzeugten Vertrauensverlustes einen No-Deal-Brexit wahrscheinlicher macht.
Was den Dollarkurs angeht, rechnen viele Spekulanten und Börsenanalysten laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters mit einer weiteren Schwächung – manch einer spekuliert sogar, dass er so schwach werden könnte, dass ihm der Verlust seiner Funktion als internationale Leitwährung drohe. Ob es irgendwann zu einer solchen Entwicklung kommt, kann allerdings niemand vorhersagen; auf absehbare Zeit dürfte der Kurswert der US-amerikanischen Währung jedenfalls weiterhin direkten Einfluss auf für Investoren so wichtige Parameter wie Konzerngewinne und Rohstoffpreise haben. Reuters verweist auf eine Untersuchung von Ulf Lindahl, Investment Officer von A.G. Bisset Associates, einem Unternehmen, das Finanzinstitute bei Investitionen in Währungen berät und unterstützt. Demnach hatte der Dollar in den zurückliegenden Dekaden im Abstand von jeweils etwa 15 Jahren immer wieder Schwächephasen, in denen er gegenüber dem Euro an Wert verlor, um sich danach regelmäßig wieder weitgehend zu erholen.
Analysten der Investmentbank TD Securities sehen den Greenback aufgrund der geänderten Inflationspolitik des US-Zentralbanksystems Fed (Federal Reserve) unter Druck, laut der es naheliegend ist, dass der Zinssatz im Sinne der Ankurbelung der Wirtschaft für längere Zeit niedrig gehalten wird. Ihrer Ansicht nach ist der Dollar gegenüber anderen wichtigen Währungen noch immer um etwa 10 Prozent überbewertet. Laut Jeroen Blokland, Portfoliomanager beim niederländischen Vermögensverwalter Robeco, ist ein fallender Dollar aber nicht nur negativ zu betrachten, da er sich positiv auf die Märkte auswirken kann, indem er die finanzielle Situation insgesamt auflockert, den Profit exportorientierter US-Firmen erhöht und es für Länder mit Dollarschulden einfacher macht, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Nicht zuletzt kommt ein niedriger Dollarkurs natürlich auch all jenen sehr entgegen, die etwa aus Europa in die USA reisen möchten (sofern die Corona-Situation dies irgendwann wieder möglich macht) oder sich gar mit dem Gedanken tragen, dort eine Immobilie zu erwerben.