Mit Drohnen fotografiert Robert Soika Immobilien aus der Luft. (Foto: © Dusan Petkovich)
Flexibilität, das wussten Robert Soika, seine Frau Tanja und ihre 14-jährige Tochter Angelina schon vor ihrer Übersiedlung nach Florida, würde wohl der wichtigste Erfolgsfaktor bei ihrem Amerika-Abenteuer sein. Wichtig war allerdings auch eine gründliche Planung: Um das begehrte E-2-Investorenvisum zu erhalten, musste der Berliner Informatikexperte, der zuvor unter anderem bei Siemens gearbeitet hatte, einen detaillierten Geschäftsplan vorlegen. Einen, der genau darlegt, wie sich der 43-Jährige mit seiner Firma SRT IT-Services dauerhaft am Markt durchsetzen und etablieren will.
Das Konzept ist durchaus schlüssig: Reparaturservice, Backup & Recovery oder Virenschutz sind schließlich Dinge, die für jeden, der sich in der digitalen Welt bewegen will, irgendwann wichtig sind. Schon zuvor hatte Soika, der 1996 zum ersten Mal nach Florida kam, hier eine Corporation gegründet. »Das hat uns bei der Genehmigung unseres Visums sicher geholfen«, sagt der Entrepreneur, »die Einwanderungsbehörde will einfach sehen, wie ernsthaft jemand seine Unternehmerkarriere in den USA angeht«.
Im September 2015 folgte dann der Umzug. Die Familie hat bis auf Weiteres ein Haus in Cape Coral angemietet: »Das gibt uns Flexibilität, falls es nicht so laufen sollte, wie wir uns das Ganze vorgestellt haben.« Doch bis dato ist man gut im Geschäft, die ersten Kunden sind inzwischen zu Stammkunden geworden, der gute Service hat sich herumgesprochen. Weil Soika sein Handwerk versteht. Und weil er – entsprechend dem deutschen Image – besonderen Wert auf Zuverlässigkeit und kompromisslose Qualität legt.
Natürlich ist aller Anfang schwer. Ehe sich Robert Soika mit seiner Firma einigermaßen etablieren konnte, waren durchaus erhebliche Investitionen nötig: die Einrichtung einer Homepage, Visitenkarten, Werbung und so weiter. Er scheut sich auch nicht, direkt bei Unternehmen und potenziellen Kunden anzuklingeln und seine Dienste anzubieten. »Wenn Sie es Klinkenputzen nennen wollen – ich habe kein Problem damit«, lacht der Jungunternehmer. Natürlich habe er hin und wieder eine schlaflose Nacht gehabt, gibt Soika zu. Und natürlich habe der Arbeitstag schon mal 16 Stunden. Auch habe es schon Momente gegeben, in denen er sich mit seiner Frau überlegt habe, ob es klug war, die sicheren Anstellungen in Berlin aufzugeben und das Abenteuer Florida zu wagen. Dabei Freunde und Familie zurückzulassen und auf das bewährte Netzwerk zu verzichten. »Aber dann sehen wir uns immer ganz tief in die Augen – und wissen im Grunde unseres Herzens, dass wir bisher alles richtig gemacht haben. Und dass wir es uns nicht vergeben würden, wenn wir es nicht wenigstens probiert hätten.«
Die Familie hat sich gut eingelebt, die Tochter neue Freunde in der Schule gefunden. Und zum Thema Flexibilität: Zwischenzeitig haben Robert Soika und seine Frau eine Marktlücke entdeckt, die vielversprechend ist. Mit einer Drohne filmt der Computerprofi seit neuestem Immobilien aus der Luft, die zum Verkauf stehen, und produziert rund dreieinhalb Minuten lange Videos, die Makler dann bei der Bewerbung des jeweiligen Listings verwenden können – ein pfiffiges neues Feature der ständig um Innovationen bemühten Real-Estate-Branche. 200 Dollar plus Anreisekosten berechnet Soika interessierten Kunden, »die Reaktion ist ausgesprochen gut«. Denn wer würde nicht gern seine Traumimmobilie auch einmal von oben sehen, bevor er sie erwirbt?
Und noch ein weiteres Geschäftsfeld hat Soika ausgemacht: den Verleih von Jetskis. Drei Dreisitzermodelle von Yamaha hat er dafür erworben. »Wir liefern unseren Kunden den Jetski direkt vors Haus beziehungsweise an den Steg«, erklärt der findige Ex-Berliner das Geschäftsmodell. Ein Konzept, das sich im »Venedig Südwestfloridas«, wie Cape Coral wegen seiner vielen Kanäle gerne genannt wird, besonders anbietet. Und mit dem Soika das Nützliche mit dem Schönen verbinden kann: »Ich brettere natürlich selbst auch mal gerne über die hiesigen Gewässer – zur Entspannung«, gesteht der Deutsche mit einem Lachen.
Sind die Soikas also glücklich? »Wir wissen natürlich noch nicht, ob wir uns für die Verlängerung unseres E-2-Visums im kommenden Jahr qualifizieren«, gibt sich der Firmenchef bewusst realistisch. »Aber ich denke, es läuft gut, und wir sind auf einem Erfolg versprechenden Weg«. Und wenn man sich ansieht, mit wie viel Engagement, Herzblut – und eben auch Flexibilität – die Soikas ihr Abenteuer Florida angegangen sind, besteht eigentlich kein Zweifel daran, dass sie hier auch auf Dauer in der Erfolgsspur bleiben werden.