Good vibrations in Cape Coral: Michael Wendler im ausverkauften Yacht-Club (Foto: © A. Lenzholzer)
Freitagabend halb sieben im Südosten von Cape Coral, dort, wo sich die Stadt Besuchern wohl von ihrer schönsten Seite zeigt. Wo sich Einheimische und Touristen an dem kleinen Stadtstrand vergnügen oder im beliebtenen Boat Club den Sonnenuntergang genießen. Gleich gegenüber vor dem Yacht-Club bildet sich inzwischen eine ansehnliche Schlange, eine ziemlich bunte Mischung von Menschen von Jung bis Alt, von gestylten Europäern und Amerikanern im Freizeitdress. Begrüßt wird die Menge von einer Gruppe von Cheerleadern, die mit ihren Sprechgesängen und Pompons für "typisch amerikanische" Stimmung sorgen. Pünktlich um sieben ist Einlass. Michael Wendlers Ehefrau Claudia begrüßt viele Besucher persönlich am Eingang. Schließlich ist das Konzert in Cape Coral nicht irgendeines, sondern das erste von Michael Wendler auf amerikanischem Boden. Zwar lebt der Schlagerstar aus dem niederrheinischen Dinslaken inzwischen schon zwei Jahre in Cape Coral, aber für Live-Auftritte flog "der Wendler" bislang nach Deutschland.
Der Yacht-Club bietet ein schönes Ambiente. Nicht zu klein, nicht zu groß, die riesigen Fensterfronten lassen einen letzten Schimmer Abendlicht herein, die großen Leuchter an den hohen Balkendecken sorgen für stimmungsvolle Atmosphäre. Nach einem kurzen Aufwärmprogramm mit einigen Tänzerinnen erscheint "The Wendler" kurz nach acht auf der Bühne. "The German King of Pop" nennt er sich diesseits des Atlantiks in Anspielung auf den verstorbenen "King of Pop" Michael Jackson. Hier nimmt man ihm so viel Selbstbewusstsein nicht krumm, die Amerikaner sehen so etwas gelassen, etwas Trommeln gehört schließlich zum Handwerk.
Die Bühne scheint dann doch etwas zu klein geraten für den großen Star aus Germany. Andererseits: Fangen nicht alle Auswanderer erst einmal wieder klein an? Eine Gruppe von eingefleischten Fans, die eigens aus Deutschland angereist ist, hat sich unmittelbar vor der Bühne positioniert und sorgt dafür, dass sich der Sänger fast wie zu Hause fühlen kann. Und auch mit der Unterstützung seines Gitarristen, der beiden Tänzerinnen und der Techniker aus seinem deutschen Team wird dann wirklich fast ein Heimspiel daraus. "180 Grad", "Sie liebt den DJ", "Wenn alle Stricke reißen" sind nur einige der Lieder, die Wendler zwischen kurzen deutschen und englischen Ansagen performt. Die Stimmung ist gelöst, es wird mitgesungen und getanzt, Polonaisen formen sich, und auch die Amerikaner, die weder seine Musik kennen, noch die Texte verstehen, stimmen spätestens beim dritten "Zicke zacke, zicke zacke, hoi, hoi, hoi!" mit ein.
"Die Nervosität war größer als bei einem Konzert in Deutschland", gesteht Michael Wendler in einem kurzen Interview. Doch die Aufregung hat sich gelohnt: Es werde nicht das letzte Wendler-Konzert auf amerikanischem Boden sein, so der Schlagerstar. Wer neugierig geworden ist, kann sich demnächst einen Eindruck bei "Goodbye Deutschland!" verschaffen. Das Kamerateam der beliebten Vox-Doku-Soap, das die Wendlers bereits seit Beginn ihrer Auswanderung begleitet, durfte natürlich auch bei diesem Meilenstein nicht fehlen. Auch an der Lokalpresse ging der Event nicht vorbei, sowohl der Fort Myers Beach Observer als auch die News Press berichteten im Vorfeld ausführlich über den Star aus Germany. Schließlich leben nach aktuellen Schätzungen des Zensus-Büros über 27.000 Deutsche in Cape Coral. Wird Wendler demnächst auch in Florida große Hallen füllen?