1 von 3
Ankunft am Ted Smallwood Store (Foto: © Michael Iwanowski)
2 von 3
Blue Heron: zu Hause im Sumpf (Foto: © Dariush M)
3 von 3
Supermarkt à la Grandma (Foto: © Carsten Sturm)
Nur knapp 50 Kilometer südwestlich vom mondänen Naples an der Westküste liegt ein Stück vergessenes Fleckchen Florida. Man folgt dem Tamiami Trail Richtung Miami bis zur Kreuzung mit der State Road 29, wenig südlich erreicht man Everglades City: ein Nest mit 500 Einwohnern, im Sommer Heimat von Milliarden Mücken, westlicher Zugang zum Everglades-Nationalpark. Über einen Damm gelangt man zur letzten Siedlungs-Enklave des südwestlichen Floridas, bevor die Wildnis der Everglades beginnt.
Das Örtchen trägt den klangvollen Namen Chokoloskee und ist tatsächlich eine »last frontier«. Vor über 2.000 Jahren begannen Indianer hier zu siedeln, und die Voraussetzungen waren gut: Jagd, Fischfang und die fruchtbare Erde machten ein Leben möglich. Im 18. Jahrhundert folgten Seminolen-Indianer aus Georgia und Nordflorida, die dem Druck der weißen Siedler weichen mussten. Nach und nach folgten auch weiße Pioniere, die mit Häuten und Federn handelten.
Die wachsende Bevölkerung benötigte bald eine Versorgung mit den Gütern des Alltags. Das erkannte Ted Smallwood und eröffnete 1906 seinen Store, der in späteren Jahren auch als Postamt und Bank dienen sollte. Hier kaufte man ein, hier handelte man – und das bis 1982.
Seit 1974 gehört der Smallwood Store zum National Register of Historic Places, und als er geschlossen wurde, blieben 90 Prozent des Inventars mit ihm erhalten. In den vergangenen Jahren besann sich eine Enkelin von Smallwood der historischen Bedeutung und eröffnete ein Museum. Viel brauchte sie nicht einzurichten, denn das gut erhaltene Original war sozusagen »museumsreif«.
Wenn man heute die Holztreppen hinaufsteigt und die knarrende Tür öffnet, wird man vom Ambiente der Pionierzeit empfangen: Fast alle Alltagsgegenstände der vergangenen 100 Jahre, zumeist etwas angestaubt, lassen die alten Zeiten lebendig werden. Fast ist man geneigt, den Store nicht als Museum, sondern als einen Laden wahrzunehmen, in dem man noch heute einkaufen könnte. Im Nachbarraum des »Geschäfts« werden Felle, Häute und viele lokale Exponate gezeigt, die einen Eindruck von dem damaligen Siedlerleben vermitteln.
Bevor man wieder den Weg zurück in die Zivilisation antritt, ist ein Stopp am Ortsausgang im »Havana Cafe« zu empfehlen. Hier gibt es Kleinigkeiten wie Milchkaffee oder eine köstliche Key Lime Pie. Aber auch frischen Fisch oder Paella sowie andere Leckereien bereitet Carlos, der freundliche Wirt, auf Wunsch zu. Und dann heißt es auch schon: Goodbye, schöne alte Zeit!
Tipps:
Ted Smallwood Store
(Smallwood's Trading Post)
Chokoloskee, Telefon (239) 695-2989
Geöffnet: 1. Dezember bis 1. Mai täglich
10 bis 17 Uhr; 2. Mai bis 30. November 10 bis 16 Uhr außer Mittwoch und Donnerstag
Havana Cafe
801 Copeland Avenue, Chokoloskee
Telefon (239) 695-2214