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Der Mann und das Bier: Rauf Khoffner braut jetzt in Fort Lauderdale. (Foto: © Antoinette Bruno/StarChefs)
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Fifty Shades of Ale: die Khoffner-Biere. (Foto: © Antoinette Bruno/StarChefs)
Schon sein Großvater erlebte eine Bierbrauerkarriere mit Umwegen. Er verließ Deutschland 1933, nachdem er ein Angebot erhalten hatte, Bier nach deutschem Reinheitsgebot für eine italienische Brauerei in der Türkei zu brauen.
Gern erinnert sich Khoffner an seine Kindheit in der Türkei zurück. "Wir haben zwischen den großen Fässern in der Brauerei Verstecken gespielt. Aber ich habe natürlich auch mitgeholfen, wo ich es konnte. Zum Beispiel beim Abladen des Getreides oder beim Spülen der Brauutensilien".
Aber auch später ließ ihn das Bier nicht los. "Als Teenager hatte ich schon alle Bücher über die Kunst des Bierbrauens gelesen. Für mich stand felsenfest: Ich will auch Bierbrauer werden", verrät Khoffner.
Mit der nötigen Fachkenntnis und einer guten Portion Unternehmergeist gewappnet, eröffnete Rauf Khoffner 2008 schließlich seine erste eigene Brauerei im türkischen Antalya. Die Geschäfte liefen blendend. Als beliebter Urlaubsort zog Antalya Besucher aus aller Welt an und schon kurze Zeit später eröffnete Khoffner eine zweite Brauerei in der Türkei.
Die Wendung kam 2013. "Trotz unseres gut laufenden Geschäfts wurde uns die Brau-Lizenz entzogen. Von Seiten der Regierung hieß es, man wolle junge Leute lieber in der Moschee sehen, als im Brauhaus. Wir durften von da an nur noch importiertes Bier verkaufen, aber nicht mehr selbst brauen." Das war dem Braumeister auf Dauer nicht genug.
Sein damaliger Freund und heutiger Geschäftspartner Evan Kagan hatte schließlich die Idee mit der Brauerei in Fort Lauderdale. Er wusste, dass kleine, unabhängige Brauereien derzeit in den USA hoch im Kurs stehen und deren sogenannten "craft beers" den Zeitgeist treffen. Auch das internationale Publikum in Florida schien vielversprechend.
Nach einiger Zeit der Suche entschied sich Khoffner für eine Location in Fort Lauderdales aufstrebendem Stadtteil Lake Ridge. "Von außen macht die Brauerei vielleicht nicht viel her, aber innen ist es gemütlich und einladend. Es ist eine schöne Atmosphäre, um ein gutes Bier zu genießen und sich mit Freunden oder auch mit Fremden zu unterhalten, oder?" fragt Khoffner. Stimmt. Vom Schankraum aus kann man sogar in die Brauerei schauen, man kann also quasi seinem Bier von morgen oder übermorgen bei der Entstehung zusehen.
Bei der Frage, was seine Brauerei von anderen unterscheidet, kommt der Braumeister in Fahrt. "Wir vermeiden künstliche Aromen, die viele andere Mikrobrauereien ihren Bieren zusetzen. Die deutschen Biere werden bei uns nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut, aber auch unsere anderen internationalen Biere folgen meiner Philosophie von Balance und Authentizität. Ein Irish Lager beispielsweise entsteht bei uns mit Wasser des gleichen Profils, wie man es in Dublin findet." Hier spricht ganz klar jemand, der Bier im Blut hat. Kein Wunder, dass Khoffner-Gebrautes auch in zahlreichen Lokalen in der Region ausgeschänkt wird, darunter der Biergarten Boca, die Q Bar und das Piola.
So langsam wird es Zeit für ein kühle Blondes, finden wir, und bestellen uns ein "Helles Belles". Gibt es eigentlich auch etwas zu essen? "Nein, derzeit sind wir wirklich nur Brauerei. Aber Gäste dürfen Essen mitbringen, oder können sich etwas bestellen. Einige Restaurants in der Gegend bieten sogar kostenfreie Lieferung zu uns. Außerdem arbeiten wir mit einigen Food Trucks zusammen, die regelmäßig bei uns Halt machen", erklärt Rauf Khoffer. Nach einigen Schlucken köstlich-kühlem Lager wird uns wieder klar, dass "flüssiges Brot" sowieso einfach unschlagbar ist.