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Daniela Boettcher, Kapitän Dirk Boehmer und ihre Mannschaft auf dem Oberdeck. (Foto: © Daniela Boettcher)
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Anleger hinterm Haus: in den Kanälen von Fort Lauderdale. (Foto: © Ivan Cholakov)
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Die Autorin mit ihrem Leichtmatrosen. (Foto: © Daniela Boettcher)
Ein bisschen komme ich mir schon so vor wie der spanische König Juan Carlos. Immer dann, wenn er auf seiner Jacht die Insel Mallorca umschippert. Königlich verlassen wir die Marina von Dania Beach nahe Fort Lauderdale. Und zwar auf einer knapp 18 Meter langen Luxusjacht der Firma Cranchi namens »58Fly«.
Dirk Boehmer ist der Geschäftsführer von Yacht Works Fort Lauderdale und heute unser Kapitän. Geschickt steuert er das rund zwei Millionen Dollar teure Boot hinaus aufs offene Meer. Zunächst geht es vorbei an den großen Kreuzfahrtschiffen, die hier in Port Everglades anliegen und darauf warten, auf die Bahamas, nach Puerto Rico oder auf die Cayman Islands zu fahren. Uns wird gewunken, wir winken zurück – so, wie das hier in den USA üblich ist. Ich meine, sogar die Namensaufkleber der Kreuzfahrtpassagiere erkennen zu können.
Trotz der verlockenden Destinationen möchte ich im Moment nicht mit ihnen tauschen. Denn der Komfort, den wir auf der 58Fly haben, ist schon unvergleichlich. Es gibt drei Kabinen unter Deck und eine VIP-Suite, die sogar einen begehbaren Kleiderschrank hat. Ich weiß nicht, was ich mehr genieße – das prächtige Boot oder die malerische Kulisse: Hier kann man einige der teuersten und schmucksten Villen Amerikas bestaunen – Dirk wirft ab und zu Namen berühmter amerikanischer Golf- und Footballspieler ein, die sich hier niedergelassen haben.
Neugierig versuche ich, einen Blick in deren Wohnzimmer zu erhaschen – wir fahren ja schließlich nur ein paar Meter an ihren Pools vorbei. Die laue floridianische Brise weht mir um die Nase und ich vergesse alles andere um mich herum. Ab und zu schaue ich allerdings nach, ob mein vierjähriger Sohn Linus noch an Bord ist, dem es hier nicht minder gefällt als mir.
Als wir endlich aufs offene Meer hinaus steuern, probieren wir direkt aus, ob das Boot seine versprochene Höchstgeschwindigkeit von 34 Knoten auch einhalten kann. Das gefällt Linus – und schon sagt er zu Dirk Boehmer: »Du, wenn du müde wirst, dann bin ich der Kapitän!« Der tut dann gleich, als müsse er ein Nickerchen machen, sodass »Captain Linus« stolz wie Oskar unsere Jacht Richtung Fort Lauderdale River Walk bugsiert, wo wir beim urigen Fischrestaurant mit Bootsanlegesteg »Pirate Republic« zum Essen anhalten. Es ist ein tolles Gefühl, mit so einem Schiff direkt an der Bar anzulegen und praktisch vom Boot aus auf die Sitzbänke zu hopsen.
Nach einem frisch gegrillten Fisch geht es von hier aus weiter über den Fluss zurück zur Marina, romantisch in die Abendsonne hinein. Wer bekommt da nicht auch Lust, sich ein Boot – oder vielleicht erstmal ein Bötchen – zuzulegen?
Nirgendwo auf der Welt gibt es eine größere Bootsansammlung als in Florida, und Fort Lauderdale als »Boating Capital of the World« hat sogar mehr Wasserstraßen, Brücken und Kanäle als Venedig. Es gibt im Sunshine State über eine Million registrierte Bootseigner plus natürlich unzählige Gastboote. Hier haben wir Wetterbedingungen, die das Bootfahren ganzjährig möglich machen. Die vielfältigen Insellandschaften um Floridas Küsten herum laden geradezu ein, vom Wasser aus erkundet zu werden. Es muss ja nicht immer eine Luxusjacht sein ...
Leinen los!
In Florida braucht kann jeder, der einen Autoführerschein besitzt, schon ab 16 Jahren ein Motorboot fahren. Folgende Regeln sollten Sie allerdings beachten:
• Ein Boot hat keine Bremse – man bremst durch frühzeitiges Drosseln der Fahrt oder Einlegen des Rückwärtsgangs.
• Besonders in engen Wasserstraßen ist es wichtig, sich an den grünen und roten Schildern zu orientieren, mit denen die Fahrrinnen markiert sind, da man beim Auftreffen auf eine zu flache Stelle leicht die Schraube des Bootsmotors verbiegen kann.
• Die Fahrrinne befindet sich stets zwischen den Markierungen. Allerdings wechseln
die Schilder die Seiten, je nachdem ob man sich auf einem Intracoastral Waterway befindet oder nicht. Ihr Verkäufer/Vermieter erklärt Ihnen gerne mehr zu den »Navigation Charts«, auf denen alle Wasserwege eingezeichnet sind.
• Geschwindigkeitsbeschränkungen sollten unbedingt beachtet werden. In »Manatee Zones« etwa sollte man besonders langsam fahren, um die Tiere nicht zu verletzen. In Kanälen gilt häufig »No wake«, also die Regelung, dass durch das eigene Boot keine größeren Wellen verursacht werden sollen, um zu verhindern, dass am Ufer angelegte Boote beschädigt werden.
• Tanken Sie rechtzeitig: Motorboote haben im Vergleich zu Autos einen relativ hohen Verbrauch. Daher empfiehlt es sich immer zu wissen, wo sich die nächste Zapfsäule in der Umgebung befindet.
Info
Yacht Works Ft. Lauderdale
850 NE 3rd Street #209, Dania Beach
Telefon (954) 921-7401