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Über 200 Jahre Gastfreundschaft im Casa de Solana. (Foto: © Florida Sun Magazine 01/2009)
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Stilvoll: nächtigen in historischem Ambiente.(Foto: © Florida Sun Magazine 01/2009)
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Der Gastraum des Inns.(Foto: © Florida Sun Magazine 01/2009)
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Unverkennbar ist das spanische Erbe.(Foto: © Florida Sun Magazine 01/2009)
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Monumental: die Flagler Memorial Presbyterian Church.(Foto: © Florida Sun Magazine 01/2009)
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Blick über die Dächer St. Augustines auf das Flagler College. (Foto: © Florida Sun Magazine 01/2009)
Von draußen strahlt das warme Licht des Spätnachmittags durch die Sprossenfenster und malt surreale Schattenmuster an die Wand. Die alte Standuhr im Foyer scheint derweil mit ihrem ewig gleichen Ticktack daran erinnern zu wollen, wie unaufhörlich die Minuten und Stunden verrinnen. Was ihr allerdings nicht wirklich gelingt, denn sie liegt gerade ziemlich träge im Raum, die Zeit. Wie erfreulich!
»Sind Sie auch schon im Lightner Museum gewesen?«, fragt uns die Dame vom Nachbartisch. Mit ihrem Mann Fred, einem pensionierten Musiklehrer, hatte Betty aus South Dakota am Vormittag die eklektische Sammlung von Kunstgegenständen im ehemaligen Hotel Alcazar bewundert, die der Unternehmer Otto C. Lightner Anfang des vergangenen Jahrhunderts zusammengetragen hatte (www.lightnermuseum.org). Ja, wir waren schon da, haben uns verzaubern lassen von den Zeitzeugen des Gilded Age, dem goldenen Zeitalter Amerikas. Und kamen uns zwischen all den Tiffany-Lampen und Art-déco-Möbeln ein bisschen so vor wie der »Große Gatsby«.
Bei einem Glas Chardonnay und ein paar Käsehäppchen kommt man hier im schönen Speiseraum des Casa de Solana schnell ins Gespräch: über die Freuden, auch mal ohne Kinder zu verreisen. Über das unbarmherzige Winterwetter dort oben in der Prärie von South Dakota (»auch nach 30 Jahren haben wir uns nicht daran gewöhnt«). Und natürlich über die Sehenswürdigkeiten unseres Gastortes St. Augustine am Ufer des Matanzas River. Die historische St. George Street etwa, von riesigen Eichen umgrenzt. Die vielen Parks, über denen das süßliche Parfüm der Magnolien in der Luft liegt. Das Museumsdorf Spanish Quarter Village, wo man viel über die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen aus der spanischen Kolonialzeit lernt. Das Castillo de San Marcos, erbaut 1672 bis 1695 aus Coquina-Kalkstein zur Sicherung der Schifffahrtsroute von Havanna nach Spanien. Und selbstverständlich die »Fountain of Youth«, deren Geschichte zurückgeht zu den Tagen von Juan Ponce de León.
Natürlich könne sich St. Augustine nicht mit den aufregenden Themenparks in Orlando oder der pulsierenden Elektrizität eines Ocean Drives in Miami Beach messen, sagt Betty. Und das ist auch gut so. »Für jemanden, der einen kontemplativen Ort mit jeder Menge Geschichte sucht, ist diese alte Stadt jedenfalls ideal.« Wir stimmen unserer neuen Reisebekanntschaft heftig nickend zu.
In einem sind wir uns mit Betty und Fred ohnehin einig: Einen besseren Ort als das Casa de Solana, um einzutauchen in diese Mixtur aus lebendiger Historie, pittoresker Kleinstadtidylle und gepflegtem Müßiggang, wird man kaum finden. Schon seit Anfang des 18. Jahrhunderts werden Gäste in diesem historischen Hotel auf charmante Weise willkommen geheißen und umsorgt. Die elf Zimmer und Suiten sind geschmackvoll und dezent ausgestattet. Und so wie der erste Besitzer, Don Manuel Solana, verstehen es auch die heutigen Innkeeper Jeffrey Sonia und Luis Castro, ihren Besuchern mit einem unaufdringlichen Service das Gefühl zu geben, wirklich zu Hause zu sein.
Betty und Fred haben sich inzwischen zu einem Spaziergang in der Altstadt verabschiedet. Wir werden uns am späteren Abend im benachbarten Bistro de Leon (www.bistrodeleon.com) am Cathedral Place von Chef Jean-Stephane Poinard nach allen Regeln der französischen Kochkunst verwöhnen lassen. Gemeinsam mit seiner Gattin begeistert der Maestro aus Lyon seit einem Jahr in seinem gemütlichen, einem original Pariser Bistro nachempfundenen Restaurant eine loyale Klientel. Und schon mancher hat sich nach dem Lunch oder Dinner hier verwundert die Augen gerieben: So authentische französische Küche – zu überraschend moderaten Preisen übrigens – hätte man in St. Augustine kaum zu entdecken gehofft.