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Abendversammlung in den Mangroven (Foto: © Lee T. Yang)
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Flache Silhouette: Auf Sanibel stören keine Wolkenkratzer (Foto: © Lee T. Yang)
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Casa Ybel Resort: Tradition trifft lässiges Urlaubs-Ambiente (Foto: © Casa Ybel)
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Paradies für Muschelsammler (Foto: © Lee T. Yang)
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Total relaxt im Lazy Flamingo (Foto: © Lee T. Yang)
Am Horizont schiebt sich langsam das weiße Segel eines Zweimasters ins Bild. Vorne plätschert der Golf von Mexiko seine sanften Wellen an das feinkörnige Gestade. Typische Urlaubsidylle. Am Morgen hatte uns ein junger Mann vom Hotel Liegestühle und einen Sonnenschirm an den Strand geschleppt. Doch selbst im Frühjahr ist es uns hier in der Mittagshitze ein bisschen zu warm. Außerdem piesacken die Mücken, wir hätten wohl besser ein Spray mitnehmen sollen, um die Plagegeister zu vertreiben.
Egal: Zu viel Sonne ist ohnehin nicht gut für die Haut. Und außerdem gibt es hier im Casa Ybel Resort auf Sanibel Island so viel mehr zu unternehmen, als dass man den ganzen Tag nur faulenzen wollte. Also: auf an die freundliche Poolbar, um einen »Paradise Punch Cocktail« zu genießen. Barkeeper Barry erklärt uns das Rezept: 2 cl Mandelsirup, 4 cl Orangensaft, 4 cl Grapefruitsaft und 10 cl Cranberry-Saft mit Eiswürfeln im Shaker kräftig schütteln und in ein Longdrinkglas auf einige Eiswürfel abgießen. Eine halbe Orangenscheibe dazugeben – fertig!
Wir schlürfen unseren vitaminreichen Drink –sitzen auf dem Barhocker und schauen auf das Casa Ybel Resort. Es ist eines dieser Hotels, dessen Anblick allein schon tausend Geschichten erzählt. Von vielen sonnigen Ferientagen, glücklichen Familien und verliebten Paaren. Von romantischen Hochzeiten, als aufgeregte Brautleute den Bund fürs Leben schlossen. Schon seit 1890 lassen Reisende hier die Seele baumeln – und somit zählt der Ort gewissermaßen zu den Tourismus-Pionieren in Südwestflorida.
Eine schöne Geschichte: 1885 war der Pastor George Barnes mit seinem Boot genau an dieser Stelle auf Sanibel Island auf Grund gelaufen – und war von dem weißen Strand, den Muscheln, der tropischen Vegetation und den majestätischen Vögeln so begeistert, dass er meinte, der Herr habe ihm das Paradies gezeigt. Doch da der Gottesmann nicht nur fromm, sondern auch geschäftstüchtig war, sicherte er sich prompt zwei Quadratkilometer des Küstenstreifens und errichtete eine Kirche und ein Cottage für sich und seine Familie. Nach und nach wurde die anfänglich eher bescheidene Unterkunft ausgebaut zu einem eleganten Inn mit 30 Zimmern, dem ersten auf der Insel. Irgendwann heiratete Georgia, die Tochter von Reverend Barnes, einen Hotelgast aus Kentucky, der ihr gleich nebenan eine eigene Villa mit Namen »Thistle Lodge« baute. Diese avancierte schnell zum Treffpunkt der Reichen und Berühmten, die auf Sanibel Island zu kuren pflegten.
Heute ist in der Thistle Lodge ein Restaurant gleichen Namens untergebracht, das wir am Abend zum Dinner besuchen. Die Küche ist eklektisch –von typisch floridianischen Fischgerichten über Steaks bis hin zu asiatisch angehauchten Speisen wie »Sesame Crusted Ahi Tuna« mit »Baby Bok Choy« und »Karotten-Sashimi«. Wir entscheiden uns für das »Hickory Nut Crusted Mahi Mahi Filet« und das »Herb Crusted Lamb Racke« – alles köstlich angerichtet und perfekt serviert. Dazu passt gut eine Flasche New Harbor Sauvignon Blanc aus Neuseeland – und natürlich auch das »Strangers in the Night«, das der Pianospieler zum Besten gibt. Unser Kellner – immer freundlich und aufmerksam um uns bemüht – erzählt uns, dass im Hotel gerade am Wochenende sehr viele Hochzeiten stattfinden. Kein Wunder, stilvoller als auf dem von Palmen umgebenen großen Rasen kann man sich wohl kaum das Jawort geben. Und auch für die Hochzeitsfotos bietet das Casa Ybel Resort mit seinem kolonialen Charme eine grandiose Kulisse.
Während unseres kurzen Aufenthalts sind wir untergebracht in einer der Suiten mit Schlaf- und Wohnzimmer. Man sieht der Einrichtung durchaus an, dass das Resort nicht gerade erst gestern eröffnet wurde. Aber irgendwie stört uns die Patina nicht, sondern trägt nur zum Eindruck bei, in einem Haus mit Geschichte zu Gast zu sein. Von unserer Lanai aus haben wir jedenfalls einen wunderschönen Blick über den manikürten Rasen zum fast menschenleeren Strand. Letzterer ist – wie überall auf Sanibel – ganz und gar natürlich belassen. Wer sich über ein bisschen Seetang im Sand ärgert, dem wird es nicht gefallen, dass die örtliche Verwaltung das angespülte Strandgut nicht gleich wegharkt, sondern das Gestade in seinem biologisch natürlichen Zustand belässt. Dafür wird man aber mit unendlich vielen Muscheln belohnt, die von der Flut jeden Tag aufs Neue an den flachen Strand gespült werden.
Uns bleibt viel Zeit, die Insel zu erobern. Mit einer Tram von Tarpon Bay Explorers machen wir uns auf Entdeckungstour im Reservat J. N. »Ding« Darling, benannt nach einem Pionier der Naturschutzbewegung, dem Cartoonisten Jay Norwood »Ding« Darling. Fast 300 Vogelarten leben im Reservat, zusammen mit zahllosen Reptilien und Säugetieren. Wer geduldig beobachtet, kann eine große Völkerwanderung erleben: Auf den Luftwurzeln der Mangroven sitzen Hunderte von Krabben, und wenn es im Gebüsch raschelt, steht Sekunden später ein Waschbär am Weg, der sich possierlich die Pfötchen putzt.
Nach unserem Ausflug hätten wir die Möglichkeit, an der Tarpon Bay Kajaks auszuleihen und durch die malerischen Mangroven-Tunnel zu paddeln. Wir entscheiden uns indes für die bequemere Variante: einer kurzen Seereise mit der Nature & Sea Life Cruise. Per Pontoon-Boot geht es zu den »Bird Rookeries«, wo wir Pelikane, Reiher und Kormorane bewundern. Als sich die Sonne langsam Richtung Horizont senkt, fliegen Scharen von Vögeln zu ihren Ruheplätzen für die Nacht – ein fotogenes Spektakel. Und während unser Kapitän uns mit viel Wissen in die Geheimnisse der Natur rund um die Tarpon Bay einweiht, streckt plötzlich wie auf Bestellung eine Flottille Delfine ihre glänzenden Köpfe durch die Fluten. Und für einen Moment ist allen auf dem Boot unklar, wer hier eigentlich wen beobachtet …
Am Abend erholen wir uns im Timbers Restaurant an der Tarpon Bay Road von den Erlebnissen des Tages – und das bei Florida Lobstertail, King Crabs und »Crunchy Grouper« ausgesprochen angenehm. Ein riesiger Propeller fächert uns sanft kühle Luft zu und lässt uns das tropische Ambiente des Restaurants genießen. Im Reiseführer lesen wir, wie Sam Bailey, Betreiber des gleichnamigen Supermarkts und so etwas wie der Insel-Patriarch, sich einst für den Erhalt von Sanibel Island einsetzte. Seit 1974 darf die Insel, unabhängig vom Bezirk Lee County, über sich selbst bestimmen. Und rasch wurden eine Reihe strenger Vorschriften erlassen: Verboten sind Werbeplakate und Fastfood-Restaurants, kein Gebäude darf höher sein als die höchste Palme auf der Insel. Und Tiere haben hier grundsätzlich Vorfahrt.
Wir heben das Glas auf Sam Bailey – und danken ihm, dass er dieses Insel-Paradies im Golf von Mexiko so erhalten hat, wie es sich uns in den letzten zwei Tagen präsentierte. Von seiner schönsten Seite nämlich.
CASA YBEL RESORT
2255 West Gulf Drive
Sanibel Island
Reservierungen (239) 472-3145
Preis ab 239 Dollar pro Doppelzimmer/Nebensaison
Unsere Florida Sun Empfehlung: Buchen Sie eine Suite mit Meerblick im ersten Stockwerk!
Schlemmen auf Sanibel Island
Thistle Lodge
Beachfront Dining
Elegant speisen im historischen Ambiente – romantisch!
2255 West Gulf Drive
Telefon (239) 472-9200
Lazy Flamingo
Sehr »casual«, meist sehr voll – aber immer ein echtes Erlebnis!
1036 Periwinkle Way
Telefon (239) 472-6939
The Island Cow
Eklektisch eingerichtet, vermittelt richtig verrücktes »Island Feeling«.
2163 Periwinkle Way
Telefon (239) 472-0606
Over Easy Cafe
Zum Frühstück empfehlenswert, »altbackener« Charme ...
630 Tarpon Bay Road
Telefon (239) 472-2625
The Timbers
Traditionelle Fischgerichte – die knusprigen Krabben nicht entgehen lassen!
703 Tarpon Bay Road
Telefon (239) 395-2722
Doc Ford's Sanibel Rum Bar & Grille
Abwechslungsreiche Speisekarte in relaxter Urlaubs-Atmosphäre.
975 Rabbit Road
Telefon (239) 472-8311