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Roadtrip durch Florida: Gefühl von Sonne und Freiheit. (Foto: © Maridav)
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Hip und mondän: Miami Beach. (Foto: © Richard Cavalleri)
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Meditativ: Paddeln in den Ten Thousand Islands. (Foto: © Everglades Area Tours)
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Namenspatron der Stadt: die Palmen von Palm Beach. (Foto: © Torsten Krueger)
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Lakeside Inn in Mount Dora. (Foto: © Lakeside Inn)
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Schöne Aussicht vor dem Lakeside Inn. (Foto: © Lakeside Inn)
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Präsentiert Kunst des "Gilded Age": das Lightner Museum. (Foto: © Diane Uhley)
1 – »Flipper«, ruft mein Paddelpartner hinten im Kanu, »wo bist du denn? Wo ist der kluge Delfin? Flipper!«. Dabei versucht er, das Geräusch jener Autohupe nachzumachen, mit der dieser blonde Sandy damals in der Fernsehserie immer seinen Freund anlockte. Alberne Szene! Als ob die schlauen Meeressäuger hier mitten in der Wildnis wirklich auf so ein Kommando unserer sentimentalen Kindertage reagieren würden.
Aber dann! Nur Sekunden später sehen wir einen grauen Torpedo durch das seichte Wasser auf uns zuschießen. Der marmorne Körper schnauft bedrohlich durch ein Atemloch am Hinterkopf, das gerade so aus dem Wasser herausragt. Und nun taucht das wuchtige Tier direkt unter unserer wackligen Nussschale hindurch und lässt sie gewaltig schaukeln. Imponiergehabe? Will dieser Flipper nur mit uns spielen? Auf jeden Fall jagt er uns gerade einen gehörigen Schrecken ein!
Es gibt ein paar Sachen, die man in diesem Leben einfach gemacht haben sollte. Zum Beispiel mit einem Kanu durch die Ten Thousand Islands im Südwesten Floridas paddeln. Auf unserer Rundreise durch den Sunshine State waren wir gestern von Miami aus über den Tamiami Trail am nördlichen Rand des Everglades National Parks in Richtung Everglades City gefahren. Hatten Halt gemacht in Ochopee (Mile Marker 54,5) und uns in der Big Cypress Gallery die Bilder des Fotografen Clyde Butcher angeschaut. Auf großformatigen Fotos in Schwarz-Weiß hat dieser Eigenbrötler die Schönheit der Everglades festgehalten – und sich so zum Advokaten dieser einmaligen Naturlandschaft gemacht.
In Everglades City angekommen, steuerten wir den historischen »Rod and Gun Club« an, unser Übernachtungsquartier. Kaum betraten wir den Eingang, fühlten wir uns in die Zeit des Baron Collier, einer der größten Landbesitzer Floridas, zurückversetzt. Das Hauptgebäude stammt aus dem Jahr 1920 und ist eine ehemalige Jagdhütte. Von der Veranda des Restaurants überblickten wir den Baron River – und irgendwann entstand so der Wunsch nach einer Paddeltour. Und eben auch dieser mystischen (und am Ende etwas schaurigen) Begegnung mit Flipper.
Nach einem kräftigen Frühstück hatte unser Tag mit dem Besuch im Ted Smallwood Store in Chokoloskee begonnen, einem kleinen Museum. Mister Smallwood hatte hier 1906 sein Kolonialwarengeschäft eröffnet und mit Pelzen und Vogelfedern gehandelt. Als es 1982 geschlossen wurde, blieb ein Großteil des Inventars mit ihm erhalten – sozusagen »museumsreif«.
Anschließend waren wir vom kleinen Hafen aus im Kanu in die Welt der Ten Thousand Islands gestochen, jener endlosen Kette der von Mangroven überwucherten Inselchen, durch deren Labyrinth sich das Wasser gemächlich Richtung Golf von Mexiko schlängelt. Langsam und beinahe meditativ paddeln wir nun durch diese malerische Landschaft zwischen Himmel, Meer und Wind. In der Stille sind die unterschiedlichsten Vogelrufe zu hören, und wir erblicken Flamingos, Rochen, Weißkopfseeadler und Wasserkühe.
2 – Am darauf folgenden Tag führt uns unsere Reise über Naples, Fort Myers und Sarasota nach Anna Maria Island. Die nur zwei Kilometer breite Insel am Golf von Mexiko verzaubert uns durch magische Sonnenuntergänge und ihr unkompliziertes und gepflegtes Inselleben. Vergeblich sucht man hier nach Fast Food-Buden, Restaurant- und Hotelketten. Alles ist beschaulich und überblickbar. Wir radeln mit dem Fahrrad quer über das Eiland. Hungrig geworden, belohnen wir uns im »Beach Bistro« von Sean Murphy mit einem vorzüglichen Abendessen. Der Chefkoch serviert fangfrischen Fisch wie Grouper und Snapper von lokalen Fischern. Wir übernachten im Harrington House, dessen Lage am Strand so wunderschön ist, dass wir am Morgen am liebsten das Zimmer nicht verlassen würden, um jeden Blick auf den Golf festzuhalten. Das Hotel wurde 1925 gebaut und feiert dieses Jahr sein 25-jähriges Bestehen als Bed & Breakfast, welches von den Innkeepern Frank und Jo Davis mit viel Liebe zum Detail geführt wird.
3 – Unsere Weiterfahrt führt via Bradenton, Brandon, Plant City und Apopka über so hohe Brücken, dass es mich sogar als Schweizerin das Fürchten lehrt. Schließlich treffen wir in Mount Dora ein. Der Kontrast zum nahegelegenen Orlando mit seinen Vergnügungsparks könnte größer nicht sein, denn hier herrscht eher behäbige Gemächlichkeit. Wir blicken von sanften Hügeln auf den malerischen Ortskern herunter und spazieren an schmucken viktorianischen Häusern, Kunstgalerien und Geschenkboutiquen vorbei. Am Ende des Ortskerns stoßen wir auf den idyllisch gelegenen See. Hier befindet sich auch unsere Unterkunft, das historische Lakeside Inn Hotel, das im »National Register of Historic Places« aufgeführt ist. Die 87 Zimmer wurden geschmackvoll renoviert, zum Anwesen gehören das Restaurant »Beauclaire Dining Room« und die »Tremains Tavern«.
Am nächsten Tag flanieren wir weiter durch die kleine Innenstadt mit seinen putzigen Eiscreme-Cafés, den Puppenläden und hübschen Kunstgalerien, machen Halt beim »Renninger's Twin Market«, einem Antiquitätenmarkt mit über 200 Läden. Im »Pisces Rising«, einem eleganten Seafood-Restaurant, lassen wir uns zum Lunch mit herrlichen Meeresfrüchten verwöhnen. Später verabreden wir uns im »Garden Gate Tea Room« zum stilsicheren Fünfuhrtee. Und sind beeindruckt vom Mut der Bewohner, sich hier bewusst gegen Kaufhausketten und die Überentwicklung ihres pittoresken Städtchens entschieden zu haben.
4 – Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von der Puppenstubenstadt im Herzen Floridas und fahren auf den Spuren Ponce de Leóns nach St. Augustine. Der spanische Eroberer betrat 1513 hier erstmals Land – und der entzückende Ort gilt seither als älteste von Europäern gegründete Stadt Nordamerikas. Wir bummeln durch das alte Fort »Castillo de San Marcos«, das in Form eines vierstrahligen Sterns angelegt wurde und von einem breiten Wassergraben umgeben ist. Der »Fountain of Youth National Archaelogical Park«, besser bekannt als legendärer Jungbrunnen, verspricht ewige Jugend. Wir statten der berühmten Quelle einen Besuch ab und hoffen auf die angekündigte Wirkung! Geschichtsträchtig auch das Government House Museum, das Pirate Treasure Museum oder das Lighter Museum. Vollends überwältigt vom Charme der Geschichte werden wir im 1763 erbauten Hotel Casa de Solana, welches 1980 zu einem Bed & Breakfast umgebaut wurde. Wir fühlen uns charmant umsorgt, alle acht Zimmer und zwei Suiten sind elegant und geschmackvoll eingerichtet. Im hübschen Frühstücksraum scheint die Zeit zu zerrinnen – und uns stört das nicht im Geringsten!
5 – Doch auch dieser kurze Abstecher in die Welt spanischer Eroberer und Kunstsammler des »Gilded Age« geht einmal zu Ende. Uns führt unsere Reise in gut drei Stunden entlang der Ostküste von St. Augustine nach Palm Beach. Wir empfinden die Fahrt wie ein Verbindungstor zwischen dem alten, historischen und dem neuen, mondänen Florida. Der Eisenbahnmagnat und Visionär Henry Flagler gründete 1911 Palm Beach als eleganten Badeort. Schon in der Anfangszeit war man darauf bedacht, dem Städtchen ein europäisches Ambiente zu verleihen. Der Architekt Addison Mizner folgte seiner Vision einer amerikanischen Riviera, indem er spanische Stil- und Bauelement wie Türmchen, Arkaden, Plätze, Giebeldächer und kleine Innenhöfe in die Gestaltung einbrachte. Überall blühen Bougainvillea und bilden vor dem Hintergrund des türkisfarbenen Meeres eine traumhafte Kulisse. Über dreißig Milliardäre sollen hier leben, doch man genießt den Reichtum eher im Stillen. Wen wundert es da allerdings, dass Häuser am Strand schon mal für über 100 Millionen Dollar den Besitzer wechseln?
Wir gönnen uns eine Übernachtung im berühmten Brazilian Court Hotel. Stars wie Gary Cooper, Greta Garbo oder Amelia Hearst haben hier schon genächtigt. Bis heute hat das Haus nichts an Eleganz und Renommee eingebüßt. Es befindet sich in einer mediterranen Villa mit üppig bepflanzten Innenhöfen, nur drei Blocks von den Boutiquen der Worth Avenue und zwei Blocks vom Atlantik entfernt. Die großen Zimmer und Suiten sind individuell eingerichtet, alle sind mit Mahagoniholz und edlen Textilien ausgestattet. Für uns erweist sich das Hotel als idealer Rückzugsort mit Rundum-Verwöhnprogramm. Ein Abendessen im »Café Boulud« des weltbekannten Küchenchefs Daniel Boulud wird für uns zum Ferienhöhepunkt. Wir genießen als Vorspeise »Lobster Bisque« und »Venison and Foie Gras Terrine«, schlemmen zum Hauptgang »Golden Tilefish with Asparagus Fricassée« und »Crispy Duck Confit« und teilen uns als Dessert eine »Fig Crème Brulée« – einfach himmlisch!
6 – Nach zwei unvergesslichen Tagen zu Besuch bei den Reichen und Schönen gleiten wir über Key Largo in Richtung Key West. Beinahe endlos scheint die Straßenbrücke »Seven Mile Bridge« über das türkisfarbene Meer zu führen. Einmal in Key West angekommen, tauchen wir ein in ein Völkermeer von Hippies, Fischern, Weltumseglern, Partygängern, Lebenskünstlern und Touristen. Schriftsteller wie Ernest Hemingway oder Tennessee Williams lebten hier und ließen sich vom Charme des Ortes inspirieren. In einer zauberhaften Straße, nicht weit entfernt von der quirligen Duval Street, liegt das »Island City House«, bestehend aus drei im Stil unterschiedlichen Gebäuden, dem Island City House (viktorianisch), dem Cigar House (tropisch) und dem Arch House (»casual-karibisch«). Alle sind vom tropischen Garten umgeben. Von der Schwüle müde geworden, sitzen wir nachts auf der Veranda, rauchen eine Zigarre und können vom üppigen Grün kaum genug bekommen.
7 – Am nächsten Tag endet unsere Rundreise dort, wo sie begonnen hatte: im multikulturellen und hippen Miami. Wir wandeln durch Galerien, Werkstätten, Studios und Geschäfte des Wynwood Art District und ziehen an den buntbemalten Wandgemälden, den Wynwood Walls, vorbei. Bei einem Lunch im Restaurant »Joey's« stärken wir uns für unseren Streifzug durch das quirlige Kreativ-Viertel. Die Speisekarte behauptet, hier werde »die beste Pizza der Stadt serviert« – wir können dem wirklich nicht widersprechen! Im nahe gelegenen Design District locken internationale Boutiquen wie Rick Owens, Martin Margiela, Marni, Prada und tolle Möbelgeschäfte mit außergewöhnlichem Design. Am nächsten Morgen schlendern wir die Calle Ocho in Little Havana rauf und wieder runter und schauen uns an, wie die Kubaner leben, die vor Castros Diktatur geflohen sind. Am Nachmittag geht's dann schon in den Flieger und zurück nach »Good old Europe«. Im Gepäck jede Menge Erinnerungen an unsere Reise durch die Vielfältigkeit des Sunshine States. Eine Rundtour, auf der wir den Sonnenstaat zu »unserem Florida« gemacht haben.
Stationen unserer Rundreise
1 Big Cypress Gallery
Highway 41 Tamiami Trail Mile
Marker 54,5 | Ochopee
Telefon (239) 695-2428
1 Rod & Gun Club
200 Riverside Drive | Everglades City
Telefon (239) 695-2101
1 Ted Smallwood Store
360 Mamie Street | Chokoloskee
Telefon (239) 695-2989
2 Harrington House Beachfront Bed & Breakfast
5626 Gulf Drive | Holmes Beach
Telefon (941) 778-5444
2 Beach Bistro
6600 Gulf Drive | Holmes Beach
Telefon (941) 778-6444
3 Lakeside Inn
100 North Alexander Street | Mount Dora
Telefon (352) 383-4101
3 Pisces Rising
239 W 4th Avenue | Mount Dora
Telefon (352) 385-2669
3 Garden Gate Tea Room
142 East 4th Avenue | Mount Dora
Telefon (352) 735-2158
4 Casa de Solana
21 Aviles Street | St. Augustine
Telefon (904) 824-3555
4 Fountain of Youth Archaeological Park
11 Magnolia Avenue | St. Augustine
Telefon (904) 829-3168
www.fountainofyouthflorida.com
5 The Brazilian Court & Café Boulud
301 Australian Avenue | Palm Beach
Telefon (561) 655-7740
6 Island City House
411 William Street | Key West
Telefon (305) 294-5702
6 The Hemingway Home & Museum
907 Whitehead Street | Key West
Telefon (305) 294-1136
7 Joey's
2506 NW and Avenue | Miami
Telefon (305) 438-0488