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Vizcaya ist mehr als der Prunk und Pomp der Villa und der Gärten. Hinter diesem Tor verbirgt sich eine ganz andere Seite... (Foto: © Alejandra Serna / Vizcaya Museum & Gardens)
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Im "Vizcaya Village" befinden sich zahlreiche Nebengebäude, die nun für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. (Foto: © Alejandra Serna / Vizcaya Museum & Gardens)
Vizcaya ist eines der wenigen Anwesen, das aus der Blütezeit der amerikanischen Industrialisierung – dem so genannten Gilded Age – noch erhalten ist. Die im Stil der italienischen Renaissance erbaute Villa wurde einst als "das edelste Privathaus, das jemals in Amerika gebaut wurde" bezeichnet. Die Bedeutung der Villa zeigte sich bereits beim Bau: Als sie zwischen 1914 und 1922 in Coconut Grove entstand, waren rund zehn Prozent der damaligen Bevölkerung Miamis dort angestellt.
Bauherr und Besitzer des Anwesens war James Deering, schwerreicher Landmaschinenfabrikant und seinerzeit Junggeselle von Anfang fünfzig, der sich durch den Umzug aus dem Mittleren Westen in das warme Klima Miamis eine Verbesserung seines Gesundheitszustandes versprach. Deering war ein großer Freund der Landschaftsgärtnerei und beschäftigte sich viel mit Pflanzen. So legte er nicht nur großen Wert auf das außergewöhliche Design der Villa, sondern auch auf die Gestaltung des Gartens. Hier verschmelzen klassische Stilelemente aus dem Mittelmeerraum mit dem subtropischen Umfeld Floridas: Es gibt Grotten und Brücken, die unter anderem mit Muscheln verziert sind, die in Florida und der Karibik gefunden wurden.
Obwohl das Anwesen schon beim Bau wie eine 300 Jahre alte Villa aussehen sollte, war es mit den für die damalige Zeit modernsten Technologien ausgestattet. Es wurden zum Beispiel zwei Aufzüge und eine elektrische Telefonanlage installiert. Auch Kunst spielte in Deerings Leben eine wichtige Rolle. Er nannte nicht nur eine große Kunstsammlung sein Eigen, sondern engagierte auch berühmte Künstler, um Werke speziell für Vizcaya zu entwerfen.
Allerdings blieben Deering keine neun Jahre, um das Leben in seiner Villa zu genießen. Nach seinem Tod im September 1925 erbte zunächst sein Halbbruder Charles das Anwesen. Nach dessen Ableben wurde ein Teil des ursprünglich 52 Hektar umfassenden Grundstücks gestiftet, 20 Hektar inklusive Haupthaus mit den Möbeln und der Kunstsammlung sowie der Gärten gingen 1951 an das Dade County. Einzige Bedingung der Erben war, dass das Anwesen der Öffentlichkeit dauerhaft als Museum zur Verfügung stehen sollte. Heute ist das Vizcaya Museum & Gardens ein international bekanntes Museum, das die Besucher durch seine Architektur, Gärten und Kunstsammlung begeistert und das zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Miamis zählt.
Vizcaya feiert aber nicht nur seine Vergangenheit, sondern soll in Miamis Zukunft eine zunehmend wichtigere Rolle einnehmen. Gegenüber Miami.com erklärt Joel Hoffman, Executive Director von Vizcaya Museum & Gardens, dass die Besucher den Ort künftig auf "völlig andere Weise" wahrnehmen würden. Hoffman möchte unter anderem, dass die Öffentlichkeit auch zu dem ursprünglich zum Anwesen gehörenden 4 Hektar großen Grundstück gegenüber des Haupteingangs Zugang erhält: Das sogenannte Viszcaya Village umfasst elf weitere Gebäude, in denen das Personal lebte oder die als Werkstätten, Gewächshäuser oder Stallungen genutzt wurden.
"Das Village erlaubt es uns nun, die Geschichte auch aus der Perspektive der Arbeiter zu erzählen", schwärmt Hoffmann und erläutert seinen Drei-Phasen-Plan zur Revitalisierung der Gebäude und Nutzgärten. In der ersten Phase, für die sechs Millionen Dollar veranschlagt sind, soll das Vizcaya Village dauerhaft für Besucher geöffnet werden. Außerdem solle das Museum besser an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen werden, ein Café gebaut und Ausstellungen in der Garage des Museums gezeigt werden. In Phase zwei sollen für 8 Millionen Dollar die Gebäude im Village restauriert werden und für weitere 22 Millionen Dollar schließlich neue Gebäude entstehen, in denen weitere Ausstellungen stattfinden können. Zur letzten Phase des insgesamt 36 Millionen Dollar teuren Plans gehören auch ein neues Auditorium und ein Gemeinschaftsgarten. Die Pläne werden in den kommenden Wochen dem Miami Dade County Board of Commissioners vorgestellt, von dessen Zustimmung der ambitionierte Plan abhängt.
Einen ersten Eindruck können sich Besucher schon jetzt verschaffen: Am 21. Mai, 11. Juni und 9. Juli 2017 öffnet das Vizcaya Village seine Pforten für die Öffentlichkeit. Von 12 bis 16 Uhr finden geführte Touren statt, es gibt Livemusik und Food-Trucks. Der Eintritt ist kostenlos. Weitere Informationen finden Interessierte unter www.vizcaya.org.