Starkes Team: Oliver Yasin Freuen und Aaron Hyatt. (Foto: © Spitifre Döner Kebab)
Ist ein Döner Kebab (zu Deutsch: sich drehendes Grillfleisch) eigentlich deutsch? »Jein«, erklärt Oliver Yasin Freuen, »erfunden wurde das Gericht ursprünglich in der Türkei, aber perfektioniert wurde Döner Kebab in Deutschland.« Der türkische Einwanderer Kadir Nurman eröffnete Anfang der 1970er- Jahre den ersten Dönerimbiss in Berlin. Von dort aus eroberte das Gericht ganz Deutschland und wurde zu einem der beliebtesten Streetfoods. Heute gibt es zwischen Flensburg und Füssen über 16.000 Dönerläden. Florida hingegen war bis dato so etwas wie eine Kebab-Wüste.
Dies ändert sich nun. Denn mit Spitfire wollen Oliver Yasin Freuen und Aaron Hyatt das berühmte Grillfleisch am Spieß auch im Sunshine State etablieren. »Qualität statt Quantität, dafür stehen wir«, so Oliver Yasin Freuen. Das bemerkt der Gast bereits beim Betreten des Lokals. Das Brot und der Kebabspieß – Rind und Geflügel stehen zur Auswahl – werden selbst hergestellt, die Zutaten täglich frisch zubereitet. Das schmeckt man, »der Kebab ist hier sogar besser als in Deutschland«, so das Feedback vieler Kunden. Vor allem Europäer, die nach Florida ausgewandert sind, zählt das Restaurant zu seinen Stammkunden. Aber auch Touristen, die nach einiger Zeit genug haben von der amerikanischen Esskultur. »Man trifft sich hier, empfiehlt uns weiter«, so Freuen, »Mund-zu-Mund-Propaganda ist momentan unser wichtigstes Marketing.«
Und das funktioniert hervorragend, wie die zahlreichen, durchweg positiven Bewertungen auf Internetplattformen wie Tripadvisor oder Yelp bezeugen. Viele Kunden nehmen mittlerweile auch schon mal eine längere Anfahrt nach Miami Beach auf sich, um den Döner Kebab von Spitfire zu probieren. Und: Wie in Deutschland ist der Döner Kebab auch hier sehr beliebt als Late-Night-Food, da ist der Standort an der auch am späten Abend sehr geschäftigen Washington Avenue in Miami Beach passend gewählt.
Die beiden Geschäftsführer Oliver Yasin Freuen und Aaron Hyatt bringen langjährige Restauranterfahrung mit: Beide wuchsen im Gastronomiegewerbe auf, Oliver, der deutsch-türkische Wurzeln hat, in Bremen und Aaron in den USA. Schon früh half Oliver seinem Onkel im eigenen Kebabladen in Deutschland aus, Aaron eröffnete jüngst das Restaurant »Jar + Fork« in Miami, nachdem er sich elf Jahre als Vizepräsident um die Arbeitsabläufe bei einer bekannten US-Restaurantkette aus der Benihana-Familie gekümmert hatte.
Unterstützt werden die Unternehmer durch eine deutsche Investorengruppe rund um den Anwalt und Teilhaber Thomas Baur. Ebenso engagiert sind der Lebensmittelbranchenkenner Rolf Coppenrath und seine Frau Anne, die in Hamburg einen Reisezeitschriftenverlag betreiben. »Spitfire muss Schritt für Schritt wachsen, das ist sehr wichtig«, erklärt Thomas Baur, »unser Ziel ist es, insgesamt zwei bis drei eigene Filialen zu eröffnen.« Das Trio hat Großes vor: Sollten sich die Läden gut etablieren, wollen sie Franchiselizenzen für weitere Spitfire-Restaurants vergeben. »Wir sind davon überzeugt, dass das eine tolle Chance für Deutsche ist, die sich in Florida selbstständig machen möchten und nur begrenzte finanzielle Mittel zur Verfügung haben«, sagt Thomas Baur. Das notwendige Wissen komme von den Franchisegebern. Der Spieß und das Brot – sozusagen der Schlüssel zum Erfolg des Restaurants – wer- de den zukünftigen Franchisenehmern von den Gründern angeliefert. »Unser Ziel ist es, eine eigene Produktionsstätte zu haben und von dort aus die Spitfire-Kette dann täglich frisch zu beliefern.«
Eine Erfolg versprechende Idee: Der Franchisenehmer mietet das Objekt selbst an, der Franchisegeber setzt den Vertrag auf, kümmert sich um Franchise-Handbuch und Training und stellt weitere Leistungen. »Wir unterstützen zum Beispiel bei Rechts- und Marketingfragen, bei der Suche nach einem geeigneten Objekt. Der Franchisenehmer braucht sich nicht mit Fragen herumzuschlagen, wo man beispielsweise eine Lizenz für was herbekommt«, so Baur.
Denn das ist gar nicht so einfach in Amerika. »Man braucht eine Lizenz für alles hier, Vieles ist so viel anders, als man es aus Deutschland gewohnt ist. Das hat mich anfangs viel Zeit, Nerven und Geld gekostet«, so Oliver Yasin Freuen. Aber nicht nur das stellte für den freundlichen Bremer eine Herausforderung dar, auch die Zutaten mussten erst mal passend zur Rezeptur gefunden werden, »die Wasserhärte ist hier eine andere als in Deutschland, das Mehl, die Gewürze, das muss man alles beachten.« Das Team um Freuen hat in der Zwischenzeit einiges an Herausforderungen gemeistert und Neues dazugelernt – diese Erfahrung gilt es, zukünftigen Franchisenehmern mit auf den Weg zu geben.
Die Familie Freuen ist jedenfalls stolz auf ihren Sohn, dem es mit Spitfire gelungen ist, die deutsch-türkische Kultur und das Essen erfolgreich nach Florida zu bringen. »Ohne ihre Unterstützung hätte ich das nicht geschafft«, sagt der Jungunternehmer. Sein schönstes Erlebnis mit Spitfire bisher? »Wenn Kunden hier reinkommen, die Döner Kebab noch nie probiert haben, und mit einem Wow-Gefühl zufrieden wieder herausgehen, macht mich das zufrieden, jeden Tag aufs Neue.« Aber auch an die Eröffnung denkt er mit einem Lächeln zurück, »als die lange Arbeit sich ausgezahlt hatte, der erste Kebab verkauft wurde, das war schon ein echter Glücksmoment.«
So bald wie möglich sollen nun weitere Restaurants und Imbisslokale in Miamis verschiedenen Ausgehvierteln eröffnet werden. Sofern sich der Erfolg wie erwartet einstellt, möchten die Unternehmensgründer dann zum Franchising übergehen. »Interessierte aus Deutschland dürfen sich gerne jetzt schon melden, wir brauchen gute Leute«, so Thomas Baur, dessen Kanzlei in Miami sich um die Beschaffung der E-2-Visa für die zukünftigen Franchisenehmer kümmern wird. Und der inzwischen selbst schon zu einem echten Fan von Döner Kebab made in Florida geworden ist...