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Die großflächigen Wände der ehemaligen Industrie- und Lagerhallen Wynwoods ziehen Streetart-Künstler aus der ganzen Welt an. (Foto: © Max Herman)
So erwarb die Kunstsammler-Familie Rubell kürzlich eine 7.000 Quadratmeter große Lagerhalle in Allapattah, einem Nachbarbezirk von Wynwood. Ob die Familie Rubell, die mit der Rubell Family Collection zurzeit in Wynwood beheimatet ist, mit ihrer Sammlung umziehen wird, ist noch unklar. Sicher ist, dass sich die Familie das Industrie-Gebäude stolze 8,35 Millionen Dollar kosten ließ.
Die Kunstsammlung der Rubells zählt zu den größten privaten Sammlungen zeitgenössischer Kunst in ganz Nordamerika. Von Don und Mera Rubell ursprünglich in 1964 in New York City gegründet, zog die Kunstsammlung 1993 nach Miami. Die jetzige Location an der NW 29. Street diente einst der DEA (Drug Enforcement Administration) als Lagerhalle. Die Sammlung wird heute von der "Contemporary Arts Foundation" unterstützt und zeigt nicht nur Werke bekannter zeitgenössicher Künstler, darunter Keith Haring, Jeff Koons oder Jean-Michel Basquiat, sondern fördert auch den talentierten Nachwuchs. Die Sammlung ist von mittwochs bis samstags zwischen 10 und 17.30 Uhr für Besucher geöffnet.
Die Rubells sind nicht die einzigen, die in und um Wynwood investieren. Der in Israel geborene amerikanische Geschäftsmann und Kunstsammler Moishe Mana hat vor einem halben Jahr für 8,5 Millionen Dollar das Gelände einer ehemaligen Molkerei erworben. Hier entsteht nun auf rund 12 Hektar an der NW 5th Avenue das Mana Wynwood, das neben Ausstellungs- und Veranstaltungsräumen auch ein Technologie- und Media-Zentrum, Verkaufsräume, aber auch kleine Parks und öffentliche Plätze umfasst.
Mit über 5.100 Quadratmetern ist das Gary Nader Art Centre in der NE 27. Steet eine der größten Galerien weltweit. Der aus der Dominikanischen Republik stammende Sammler gilt vor allem als Experte für lateinamerikanische Kunst und geriet kürzlich mit seinen großen Plänen zum Bau eines neuen Museums, des Latin American Art Museums (LAAM), in Downtown Miami in die Schlagzeilen. Sein Art Center in Wynwood beheimatet einen Skulpturen-Park, eine Galerie sowie Naders beeindruckende Privatsammlung im Obergeschoss. Hier sind zahlreiche Werke von namhaften modernen und zeitgenössischen Künstlern aus der ganzen Welt zu sehen, darunter Damien Hirst, Marc Chagall, Nan Goldin, Matisse, Rauschenberg, Manet, Picasso und Andy Warhol.
Auch World Class Boxing stellt ausschließlich moderne Kunst aus. Die Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, Videos und Fotografien stammen aus der Sammlung von Debra und Dennis Scholl, die in dem ehemaligen Trainingszentrum für Boxer Platz für großflächige Ausstellungen fanden. Statt Preisboxern wetteifern hier heute junge Kuratoren darum, einen neuen Blickwinkel auf die Werke der Scholl-Sammlung zu eröffnen.
Mit steigender Nachfrage stiegen in Wynwood allerdings auch die Mieten. Viele Ateliers sind daher bereits abgewandert. Als besonders beliebt bei den Künstlern gilt "Little Haiti", das nicht nur günstige Mieten bietet, sondern auch einen inspirierenden Multikulti-Flair. Dennoch: Insgesamt mehr als 70 Galerien, Ateliers und Kunsträume sind heute noch in Wynwood zu finden. Üblicherweise nur tagsüber geöffnet, laden die Galeristen Wynwoods jeden zweiten Samstag zum Art Walk. An diesem Abend sind die meisten Galerien und Ausstellungen bis 22 Uhr geöffnet. DJs sorgen für groovige Stimmung, Food-Trucks für das leibliche Wohl. Keinesfalls verpassen sollte man natürlich einen Besuch der berühmten Wynwood Walls, die als Wiege des Aufschwungs von Wynwood gelten. Über die Jahre verwandelten 50 Künstler aus 16 Ländern den Bezirk in eine riesige Open-Air Kunstausstellung.