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Auf dem Boardwalk. (Fotos: © Naples Botanical Garden)
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Blick über den See im Botanischen Garten von Naples. (Fotos: © Naples Botanical Garden)
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Frucht der Jabuticaba. (Fotos: © Naples Botanical Garden)
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"Gartenchef" Brian Galligan. (Fotos: © Naples Botanical Garden)
Die Schale leuchtet in intensivem Gelbgold. An einem Ende ist sie schon aufgeplatzt, das weißliche Fruchtfleisch darunter ist fest und schmeckt intensiv. Brian Galligan hat die Banane gerade von einem Baum im »Brazilian Garden« gepflückt. Als Direktor für Gartenbau beim Naples Botanical Garden sorgt er dafür, dass sich alle Pflanzen auf der 700.000 Quadratmeter großen Fläche am rechten Fleck befinden. »Nicht nur im ästhetischen Sinn«, erklärt Galligan, der während seiner Rundgänge im Garten mit Besuchern plaudert und dabei hier und da einen Ast, Draht oder Papier vom Boden aufsammelt, potenzielle Störenfriede der visuellen Harmonie. »Bei einem perfekten Arrangement geht es vor allem darum, eine Verwertungskette zu schaffen, in der Pflanzen genügend Schatten, Licht und Wasser erhalten.« Alles, was sie zu optimalem Wachstum eben brauchen. Und das je nach ihrem individuellen Bedarf.
Keine leichte Aufgabe. Denn die schöne Ordnung wurde im vergangenen Sommer aufgebrochen – und in langen Wochen wieder neu zusammengesetzt: In einer groß angelegten Renovierung, die insgesamt 15 Millionen Dollar gekostet hat und an deren Plänen schon seit 2006 gearbeitet worden war, fanden tausende Büsche, Beetpflanzen, Orchideen und andere Aufsitzerpflanzen im Naples Botanical Garden ein neues Zuhause. Einige der neuen Bäume sind schon stolze 15 Meter hoch. Seitdem wird eifrig experimentiert in der Welt der grünen Wunderwerke. Die Frage lautet: Wer kann mit wem am besten? Und wo?
Das fängt an, bevor der Besucher seinen ersten Schritt in den Garten gesetzt hat. Die Einfahrt ist von Palmen in allen Größen gesäumt. Dazu gehören zum Beispiel Corypha utan, auch Buri-Schopfpalme genannt, oder Roystonea regia, die in Südflorida beheimatete Königspalme. Von den gut 200 Palmenarten weltweit beherbergt der Botanische Garten etwa hundert.
Am Gang hinunter zum Eingangsbereich, dessen umsäumende Gebäude aus dem Holz abgestorbener Zypressen bestehen, beginnt das wirkliche Pflanzenexperiment. Kleine Zierpflanzen finden sich neben großen Bäumen und Sträuchern. Als Botanik-Laie könnte man das für ein wildes Durcheinander halten, doch die scheinbare Unordnung ist strikt durchdacht und organisiert, wie Gartenchef Galligan erklärt, der schon als Kind in Alabama sein Händchen für Pflanzen entdeckte und später Garten- und Landschaftsbau studierte. Sein profundes Wissen bringt er seit 2007 im Botanischen Garten in Naples ein.
»Um eine derartige Vielfalt der Flora zu schaffen, wie man sie in einem echten Dschungel vorfindet, in dem tatsächlich alles wild gewachsen ist, muss man zunächst um die Bedürfnisse jeder einzelnen Pflanze wissen.« Gerade die kleineren grünen Lebewesen benötigten vor allem eins, um zu gedeihen: Schatten. Andernfalls werden sie von der Sonne verbrannt. Die Kunst besteht deshalb darin, die Pflanzen in verschiedenen Schichten so zu arrangieren, dass sie sich gegenseitig nähren und schützen. Im Klartext heißt das etwa: Eine Palme oder ein Mangobaum werden als Schattenspender gepflanzt, um kleineren Gewächsen wie etwa der raren, zu den Bromelien gehörenden Tillandsia das nötige schützende Blätterdach zu bieten. Selbst auf den Ästen dieser Bäume gedeihen Kakteen oder Orchideen. Galligan schwört auf dieses Prinzip: »Diese Schichten sorgen dafür, dass die Pflanzen optimal bewässert werden.« Von den vielen neuen Pflanzen, die während der Erweiterungsarbeiten hinzugekommen sind, stammen etliche von privaten Spendern im Collier County. Manche kommen aber auch aus anderen floridianischen Gärten wie Miami, Cape Coral, Vero Beach, Sarasota oder Tallahassee. »Wir tauschen uns untereinander aus«, sagt Galligan.
Viele der Pflanzen, die im Botanischen Garten blühen, können auch zu Hause angepflanzt werden (siehe unten). Pflanzen sind auch für diejenigen interessant, die eigentlich nur Vögel mögen. Ein Trick, um etwa Kolibris anzulocken, besteht darin, Petunien anzupflanzen, da sich diese possierlichen Vögel von der rötlichen Farbe der Blüten und ihrem üppigen Nektar angezogen fühlen.
Und was ist mit der Mär vom grünen Daumen? Und der Sage, dass es Frauen erst im Alter von 50 aufwärts gelingt, Rosen zur vollen Blüte zu bringen? »Erst wer die Pflanzen zu lesen lernt und erkennt, was sie einem mitteilen wollen, kann verstehen, was sie zum Wachstum benötigen«, sagt Galligan. Mit diesem Leitsatz ist der Botanische Garten in Naples zu einem Vorbild des gesamten Landschaftsbaus in Südwestflorida geworden.
Naples Botanical Garden
Pflanzenliebhaber kommen hier voll auf ihre Kosten. »Children's Garden«, »Brazilian Garden«, »Caribbean Garden«, »The Preserve«, »Florida Garden« und »Asian Garden« – sämtliche Bereiche sind wunderschön angelegt. Und durch alle Anlagen schlängeln sich kleine Flüsse und glitzern lauschige Seen.
4820 Bayshore Drive, Naples
Telefon (239) 643-7275
Geöffnet Mi bis Mo 9 bis 17 Uhr, Di 8 bis 17 Uhr
Eintritt: Erwachsene 14,95 Dollar, Kinder von 4-14 Jahren 9,95 Dollar
So klappt's im eigenen Garten – Tipps von Brian Galligan:
Bromelien wie Aechmea blanchetiana und Neoregelia cruenta eignen sich wunderbar als Farbtupfer in Ihrem Garten – alleine oder als Ansammlung. In wasserarmen Böden wie Kies oder Mulch angepflanzt, gedeihen sie am besten.
Ein schöner schmückender Busch ist Dombeya x seminole. Um die kompakte Form der Pflanze zu erhalten, müssen ihre Zweige alle paar Jahre gestutzt werden.
Eine beliebte Gartenpflanze ist die brasilianische Baumstammkirsche Jabuticaba, Lateinisch Myrciaria cauli-flora. Fürs optimale Wachstum sollte der Boden feucht gehalten und mit Nährstoffen angereichert werden.
Ein einfach anzupflanzender Schatten- und Fruchtbaum ist der Mangobaum. Seine Vorteile sind unter anderem, dass die Größe des Baums wie auch Blütenfarbe und Geschmack der Früchte variabel bestimmbar sind.
Ingwer oder Zingiber officinale kann auf jedem Markt gekauft werden. Die Pflanze hat nicht nur eine schöne Blüte, sondern auch heilende Kräfte. So regt sie die Magensaft-, Speichel- und Gallenbildung an und wird daher unter anderem bei Magenentzündungen und Muskelschmerzen eingesetzt.
Zitronengras schmückt den Garten, schmeckt wunderbar zitronig und ist noch dazu einfach in der Haltung. In der Heilkunde wird es als Entzündungshemmer eingesetzt.