Wohnhaus von Cyrus Reed Teed (Foto: © Michael Iwanowski)
Keine Frage: Cyrus Reed Teed hat Florida um eine kleine Touristenattraktion bereichert, wenngleich das eigentlich nicht seine Absicht war. 1869 hatte der damals 30-jährige Arzt nach einem misslungenen elektrischen Selbstexperiment eine Offenbarung. Fortan hielt er sich für den wiedergekehrten Messias, änderte seinen Vornamen in die hebräische Form »Koresh« und begann, Anhänger um sich zu scharen.
Zu Teeds Lehren gehörte die »Cellular Cosmogony«. Er war der Überzeugung, dass die Erde eine Hohlkugel sei, die auf ihrer Innenseite die Ozeane und Kontinente trüge und in deren Mitte sich die Sonne befände. Klingt seltsam, war aber überzeugend genug, um einige kleinere Gemeinden zu gründen. 1894 zog Teed mit einigen seiner Anhänger von Chicago nach Florida.
Im kleinen Städtchen Estero zwischen Naples und Fort Myers wollten sie ihre Utopie realisieren und eine Gemeinschaft aufbauen. Die opulenten Grünanlagen sollten zum neuen Garten Eden eines dereinst von 10 Millionen Menschen bevölkerten »Neu-Jerusalem« werden. Tatsächlich zählte die Gemeinde kaum je mehr als 250 Einwohner.
In den von Mücken verseuchten Sümpfen schufen sie ihre eigene Welt mit herrlichen Gärten und einer eigenen Infrastruktur. Alles war Gemeinschaftsbesitz, die Gemeinde versprach die Sicherung aller Bedürfnisse. Es gab eine Druckerei für die Wochenzeitung, in der Bäckerei wurden täglich bis zu 600 Brote gebacken, die auch außerhalb der Gemeinde verkauft wurden.
Teed, der überzeugt war, unsterblich zu sein, segnete 1908 das Zeitliche. Sehnsüchtig warteten seine Anhänger auf seine Auferstehung, bis die Behörden eine ordnungsgemäße Bestattung verlangten. Danach begann der langsame Niedergang. 1964 übergaben die letzten vier Mitglieder den Gemeindebesitz dem Staat Florida, der ihn 1967 der State-Park-Behörde unterstellte.
Seither ist das Gelände für Besucher geöffnet. Elf liebevoll restaurierte Gebäude zeugen von der Geschichte der Gemeinde, die sich der Besucher in geführten Touren oder auf eigene Faust erschließen kann. Aber nicht nur wegen ihrer skurrilen Historie, sondern auch landschaftlich ist die Koreshan State Historical Site ein lohnendes Ziel. Exotische Pflanzen säumen die Wege, und allerorten tummeln sich Gopherschildkröten. Der pittoreske Estero River, der sich am Rande des Parks bis zur drei Meilen entfernten Meeresbucht entlang schlängelt, eignet sich wunderbar für eine Kanufahrt oder zum Angeln.