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Sargassum, Karibikstrand
Was hier harmlos und faszinierend wirkt, birgt große Gefahren nicht nur für den Tourismus: Sargassum an einem karibischen Strand. (Foto © Fabian Montano Hernandez/Shutterstock.com)
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Siesta Beach, Siesta Key
Sargassum-Haufen am Siesta Beach auf Siesta Key 2019 (Foto © semyon lorberg/Shutterstock.com)
Laut CNN verzeichnen Wissenschaftler schon seit 2011 regelmäßig riesige Blüten von Sargassum-Braunalgen, die im Deutschen als Golftange bezeichnet werden, auf dem atlantischen Ozean. Der in diesem Jahr entstandene Algenteppich, der sich über mehr als 8000 Kilometer von den Küsten Afrikas bis zum Golf von Mexiko erstreckt – eine Strecke, die dem Doppelten der Breite der kontinentalen USA entspricht – könnte aber der größte sein, der bislang beobachtet wurde.
Laut Dr. Brian Lapointe, Forscher am Harbor Branch Oceanographic Institute der Florida Atlantic University, war die Algenmasse "im Januar größer als jemals zuvor, seit das starke Sargassum-Wachstum in dieser Region 2011 begann". Die Braunalgengattung Sargassum umfasst mehr als 300 Arten, von denen "Sargassum natans" und "Sargassum fluitans" die mit Abstand häufigsten sind. Auf seinem Weg Richtung Westen wird der Algenteppich bis zum Sommer die Karibik durchqueren und voraussichtlich im Juli die Küsten Floridas erreichen, wo die Algen sich laut Lapoint 1,5 bis 1,8 Meter hoch auftürmen könnten. Wie NBC 6 South Florida berichtet, sind an einigen südfloridianischen Stränden bereits erste Ausläufer des Algenteppichs angekommen, unter anderem an jenem von Fort Lauderdale Beach.
Die starke Vermehrung und Ausbreitung der Algen hängt mit verschiedenen ökologischen Faktoren zusammen, zu denen die Konzentration von Nährstoffen im Wasser, Regenfälle, Wind wie auch Meeresströmungen zählen. Positiv auf das Wachstum der Algen wirken laut der US Environmental Protection Agency unter anderem Phosphor- und Stickstoffverbindungen, die in der Landwirtschaft als Dünger eingesetzt werden, aber auch bei der fossilen Treibstoffproduktion entstehen und über die Flüsse ins Meer gelangen. Solange sie im Meer treiben, fungieren die Algen gemäß dem Sargassum Information Hub als wichtiges Habitat, Nahrungsquelle und Versteck für verschiedene Fische, Krabben, Meeresschildkröten, Meeressäuger, Seevögel und andere Tiere. Sobald die Algenmassen aber an die Küsten gelangen und dort zu verrotten beginnen, verwandeln sie sich für verschiedene Meeresorganismen vom Segen zu einer Bedrohung.
Der Abbau der absterbenden Algen durch Bakterien und andere Organismen führt dazu, dass in flachen Küstenwasserbereichen der Großteil des Sauerstoffs verbraucht wird und diese damit zu "toten Zonen" werden, wodurch in diesen Habitaten lebende Jungfische zugrunde gehen. Nach Aussage von Brain Lapointe können die an den Küsten angehäuften Braunalgen aus ihren Eiern geschlüpfte Schildkrötenbabys außerdem daran hindern, ins Meer zu gelangen. Auch für Menschen geht von den verrottenden Algen eine Gesundheitsgefahr aus: Das stinkende Gas, das von ihnen abgegeben wird, ist giftig und kann zu Atemproblemen führen. Zudem enthalten die Braunalgen Arsen und dürfen daher auf keinen Fall aufgenommen oder als Dünger auf Feldern verwendet werden.
Abgesehen davon, dass die riesigen Braunalgenmengen ein großes Problem für den Tourismus darstellen, kann man sie auch aus gesundheitlichen Gründen nicht einfach am Strand liegen lassen, da andernfalls das in ihnen enthaltene Arsen ins Grundwasser gelangen könnte. Überdies vermehren sich in den Algenhaufen gesundheitsschädliche Fäkalbakterien. 2018 fiel eine massive Braunalgenansammlung an den Stränden von Südflorida laut Brian Lapointe außerdem mit der größten "red tide" zusammen, die je in Florida verzeichnet wurde. Die dafür verantwortlichen Einzeller leben unter anderem auch auf den Algen und können daher von ihnen an die Strände transportiert werden.
Die Säuberung der Stränden von den Sargassum-Massen ist nicht nur kostenaufwendig, sondern ihrerseits nicht selten schädlich für marine Lebewesen. In den USA nutzt man dafür oft spezielle Rechen, die von Traktoren gezogen werden. Bei größeren Ansammlungen von Braunalgen von mehr als 30 Zentimetern Höhe beziehungsweise Breite funktionieren diese aber nur noch bedingt. In solchen Fällen kommen daher Radlader zum Einsatz, deren schwere Reifen häufig die am Strand angelegten Nester von Meeresschildkröten und die darin befindlichen Eier zerstören.
Nach Aussage von Brian Lapointe ist es mangels ausreichender Erkenntnisse über die Sargassum-Blüten schwer, eine Vorhersage darüber zu treffen, wie sich diese in den kommenden Jahren entwickeln werden. Auf der Basis der bislang gewonnenen Daten sei es aber gut möglich, dass die Algenteppiche sich in den kommenden Jahren weiter vergrößern würden. Das Optical Oceanographic Laboratory am College of Marine Science der University of South Florida veröffentlicht auf seiner Website in monatlichen Abständen die neuesten Erkenntnisse zur Entwicklung des Sargassum-Teppichs.