Tropischer Wirbelsturm nahe den USA
Auch in diesem Jahr soll es über dem Atlantik wieder außergewöhnlich viele Wirbelstürme geben. (Foto © Mike Mareen/NASA/Shutterstock.com)
Bereits über eine Woche vor dem offiziellen Beginn der atlantischen Hurrikansaison am 1. Juni braute sich nahe den Bermudainseln mit Ana ein erster Tropensturm zusammen, der stark genug war, um mit einem Namen gewürdigt zu werden. Wie US News berichtet, ist 2021 damit das siebte Jahr in Folge, in dem die Wirbelsturmsaison bereits vor dem aufgrund langjähriger Statistiken von den Meteorologen festgesetzten Datum eingeläutet wurde. Auch in diesem Jahr rechnet die US-amerikanische Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) wieder mit außergewöhnlich vielen Wirbelstürmen, wenn auch nicht mit so vielen wie 2020: Laut ihren Vorhersagen ist mit 13 bis 20 Stürmen zu rechnen, von denen 6 bis 10 Hurrikanstärke erreichen und 3 bis 5 zu schweren Hurrikanen der Kategorie 3 oder höher werden. Im vergangenen Jahr gab es insgesamt 30 mit Namen versehene Stürme, darunter 14 Hurrikane, von denen 7 mindestens Kategorie 3 erreichten – eine Rekordzahl. Dementsprechend kündigte US-Präsident Biden bereits am 24. Mai an, dass die Ausgaben für Notfallmaßnahmen in Vorbereitung auf die Sturmsaison verdoppelt würden.
Doch obwohl dies eigentlich ein Grund dafür sein sollte, sich besonders gut auf das Eintreten schwerer Sturmschäden vorzubereiten, sind die Floridianer in diesem Jahr weit weniger besorgt und für das Schlimmste gerüstet als noch 2020, was zweifelsohne damit zusammenhängt, dass der Sunshine State trotz des Rekords die 2020er-Saison weitgehend unversehrt überstand. So gaben im Rahmen einer vor Saisonbeginn von der nationalen Hurrikanüberlebensinitiative "Get Ready, Florida!" durchgeführten repräsentativen Erhebung 73 Prozent der Befragten an, mindestens über einen Aspekt der zu erwartenden Hurrikane besorgt zu sein; 2020 waren es 91 Prozent gewesen. Lediglich 31 Prozent hatten die Sorge, dass die Ersthelfer durch auftretende Stürme zusätzlich belastet werden könnten – ein Rückgang um 31 Prozent gegenüber dem Vorjahr, als die Corona-Pandemie an ihrem Anfang stand und die Menschen sich wohl allgemein mehr Sorgen machten. Zudem erklärten nur 21 Prozent, das Ausmaß der Vorbereitungen für den Fall, dass die eigene Wohngegend von Sturmschäden betroffen sein sollte, erhöht zu haben, gegenüber 51 Prozent im Jahr 2020.
Um die Floridianer zu ermutigen, Vorbereitungen für die Sturmsaison zu treffen und sich mit einer ausreichenden Menge an Lebensmittelvorräten sowie mit anderen Utensilien für den Notfall zu versorgen, verlängerte Gouverneur Ron DeSantis die üblicherweise Ende Mai beginnende umsatzsteuerfreie Woche auf zehn Tage. Nach Empfehlung der Behörden sollen die Bürger Floridas für den Notfall für jeden Angehörigen eines Haushalts Vorräte an lange haltbaren Lebensmitteln für wenigstens eine Woche anlegen.
Ein anderes Problem liegt laut der Palm Beach Post in dem Umstand, dass viele floridianische Neubürger noch keine Erfahrungen mit Hurrikanen haben. Zu den dringenden Aufgaben der Behörden gehört es daher, die Neulinge darüber in Kenntnis zu setzen, wie man sich im Fall eines Sturms zu verhalten hat und welche Vorkehrungen zu treffen sind. Nach Aussage von Kevin Guthrie, Leiter der für Katastrophenschutz zuständigen Florida Division of Emergency Management, sei es etwa wichtig, den Leuten mitzuteilen, unter welchen Bedingungen eine Evakuierung angeordnet wird, wer davon betroffen ist und wie sie abläuft. Es müsse verhindert werden, dass es zu einem unkontrollierten Massenexodus komme, wie es während des schweren Hurrikans Irma im Jahr 2017 der Fall gewesen sei, als etwa 6,8 Millionen Menschen gleichzeitig den Norden Floridas verließen, darunter Leute, die gar nicht in sogenannten Evakuierungszonen lebten.
Diese Zonen, für die beim Auftreten eines Sturms die Evakuierung angeordnet wird, befinden sich in Florida grundsätzlich entweder an der Küste oder nahe einem Fluss oder einer anderen großen Wasserfläche, die zu überfluten droht. Ausnahmen davon bilden Zonen, in denen aufgrund schlechter Bausubstanz die Zerstörung der Behausungen der Einwohner droht. Demgegenüber kommt es gerade im Fall von Neu-Floridianern, die zum ersten Mal in ihrem Leben einen Hurrikan erleben, zu sogenannten "Schattenevakuierungen": Die Leute verlassen ihre Häuser, obwohl dies gar nicht nötig ist, und legen auf ihrer Flucht Hunderte von Kilometern zurück, statt wie vorgesehen nur wenige Dutzend Kilometer weit zu fahren. Es sei daher wichtig, die Menschen einerseits darüber zu informieren, in welcher Zone sie sich befänden, andererseits aber auch, dass sie sich mit den Gegebenheiten ihres Hauses vertraut machten, um abschätzen zu können, wie sturmsicher es ist: Handelt es sich um einen Neubau, der entsprechend den neuen, strengeren Standards errichtet wurde, die nach dem Hurrikan Andrew 1992 eingeführt wurden? Sind die Fenster aufprallgeschützt? Wie alt ist das Dach?
Eine Liste mit Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Thema Hurrikan hat FL Keys News zusammengestellt.
Auf der Seite https://www.ready.gov/hurricanes finden sich ebenfalls zahlreiche wertvolle Ressourcen und Informationen.