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Zu viert übers Wasser (Foto: © Epic Stock Media)
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Geliebtes Ritual: Sunset-Celebration (Foto: © Jazz Yoki)
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Der hölzerne Anna Maria City Pier (Foto: © Bradenton Area Visitor's Bureau)
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Perle im Golf: Anna Maria Island von oben (Foto: © Javier Cruz Acosta)
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Bei Back Alley gibt’s Kaffee, Wein und nette Begegnungen. (Foto: © Bradenton Area Visitor's Bureau)
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Wackelige Angelegenheit: Yoga auf dem Board (Foto: © SUP Yoga)
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Der City Pier wird derzeit restauriert (Foto: © Les Palenik)
EIN SPAZIERGANG ÜBERS WASSER? Das klingt wie Fliegen ohne Fluggerät. Tatsächlich ist man beiden Menschheitsträumen inzwischen erstaunlich nahe gekommen. Während die einen in einem Anzug durch die Luft rasen, gleiten andere auf einem Brett sanft über die Wellen. Zumindest dann, wenn sie etwas Übung haben.
Für Anfänger ist das Stand-up-Paddleboarding zunächst eine ziemlich furchteinflößende, weil wackelige Angelegenheit. Auf einem überdimensionierten Surfbrett von etwa zwei Metern Länge und einem knappen Meter Breite zu stehen und dabei ein Paddel mit langem Stiel in der Hand zu halten, dazu bedarf es einiger Balance. Ähnlich wie beim Surfen positioniert man sich in der Mitte des Bretts, sticht abwechselnd mit dem leichten Carbonpaddel knapp neben der Spitze ins Wasser, zieht es nach hinten und bewegt sich so fast schwebend fort.
Dies verspricht jedenfalls unser Instrukteur von Beach Bums auf Anna Maria Island. Klingt doch kinderleicht! Was man noch braucht, ist natürlich ein ruhiges Gewässer, über das man so angetrieben aus eigener Kraft gleiten kann. Normalerweise ist der Golf von Mexiko perfekt dafür. Anders als an der Atlantikküste, wo die Wellen zur Freude der Surfer in beständigem Rhythmus an den Strand rollen, kräuselt sich das Meer auf dieser Seite des Sunshine States an den meisten Tagen allenfalls wie in einem Planschbecken. Heute ist das anders. Der Wind bläst recht kräftig, auf dem Golf bilden sich kleine Wellenkämme.
Doch es gibt eine Alternative auf der anderen Seite der Insel, dort, wo die Mangroven am seichten Strand wuchern. Also rüber auf die geschützte Seite am Grassy Point, wo wir uns auf unseren Brettern langsam ins warme Wasser schieben. Dann rauf auf die Boards – und los geht's. Für Ungeübte gilt es zunächst, die Balance zu finden: aus dem flachen Wasser auf die Knie, dann vorsichtig aufstehen und lospaddeln – so jedenfalls die Theorie. Und tatsächlich schaffen es auch wir Anfänger nach einigen Versuchen in die Vertikale, gewinnen an Fahrt, ohne allzu oft ins badewannenwarme Wasser zu plumpsen. Mit dem langen Paddel lassen wir das Board zügig durchs Wasser gleiten, während wir die Grassy Point Bayou erkunden und unter der Brücke hindurch langsam Richtung Keyes Marina paddeln. Irgendwie beruhigend, wie unser Stehpaddel in regelmäßigem Rhythmus in ruhiges Wasser taucht.
Seinen Ursprung hat das Stand-up-Paddling in Polynesien: Fischer auf Tahiti nutzen seit jeher lange surfbrettähnliche Boote, um auf den zahlreichen Gewässern vorwärtszukommen. In jüngerer Zeit entdeckten Surflehrer auf Hawaii diese Form des Surfens für sich, da sie stehend einen besseren Überblick über ihre Schüler hatten. Es dauerte nicht lange, bis das Standup-Paddling selbst zu einer beliebten Sportart wurde. Wir jedenfalls genießen unseren kurzen Anfängertrip auf dem flachen Wasser des Anna Maria Sound – trotz mancher Abstiege und obwohl hier und da ein Motorboot für unseren Geschmack ein bisschen zu nahe an uns vorbeirauscht und uns mit seiner Bugwelle etwas ins Schlingern bringt. In der Regel sind die Bootsfahrer hier aber sehr rücksichtsvoll, drosseln ihre Geschwindigkeit und halten gebührend Abstand. Der Wind hat sich inzwischen gottlob einigermaßen gelegt – aber nach so viel Übung sind wir ohnehin schon ausgesprochen sicher auf unseren schwimmenden Bügelbrettern.
Nach unserer Paddleboarding-Premiere stärken wir uns im Old Hamburg Schnitzelhaus (www.schnitzel.house). Seit drei Jahren verwöhnen Gary und Armin aus Bayern beziehungsweise Österreich ihre Gäste mit Bratwurst, Reibekuchen, Kartoffelsalat und natürlich Schnitzel. Die Atmosphäre ist heimelig wie überall auf Anna Maria Island, wo sich Einheimische und Urlauber immer wieder begegnen – ob im kostenlosen, alle paar Hundert Meter stoppenden Trolleybus, am Strand, im Café oder im Supermarkt. Man grüßt sich und plaudert.
Die Abendstunden beherrscht nur ein Thema: der Sonnenuntergang. Am Strand treffen wir das Ehepaar Marianne Cathomen-Siegler und Markus Siegler, die seit einigen Jahren auf Anna Maria Island eine Ferienhausverwaltung betreiben. »Wir genießen diesen Moment immer wieder aufs Neue«, sagt Marianne. Mit der im deutschsprachigen Raum populären Schlagersängerin ist echte helvetische Prominenz auf die Insel gekommen. Ein beliebter Treffpunkt zum Sunset-Gucken ist die Sandbar im Norden. Einige Tische stehen im Sand – wer hier sitzt, streift automatisch die Sandalen ab. Mit der Bestellung kann jeder Gast einen Tipp für die sekundengenaue Uhrzeit abgeben, wann die Sonne seiner Meinung nach ins Meer tauchen wird. Dem Gewinner winkt eine Flasche Champagner.
Eine ebensolche haben auch Marianne und Markus geleert, nachdem im September Hurrikan Irma über die Insel hinweggefegt war. Natürlich hat der Sturm auch hier einige Schäden hinterlassen, die aber zum Glück nicht allzu schlimm ausfielen: einige umgestürzte Bäume, abgebrochene Äste, hier und da zerfledderte Pool-Cages. »Aber nachdem wir alle gemeinsam die Ärmel hochgekrempelt haben, ist nun wieder Ruhe eingekehrt«, sagt Marianne. Jetzt liegt der Fokus wieder auf spektakulären Sonnenuntergängen. Und natürlich auf Stehpaddeln auf den ruhigen, warmen Gewässern rund um Anna Maria Island.
WASSERLAUFEN LERNEN
Anna Maria Island ist ein Paddelparadies: Einfach vorbeikommen und stundenweise Stehpaddelboards – in der aufblasbaren Variante auch iSUP genannt – und Paddel ausleihen, und schon beginnt der Paddelspaß. Eine kurze Einweisung gibt es vor Ort oder auch auf einer geführten Tour mit einem erfahrenen Guide.
AMI PADDLEBOARD
3902 Gulf Drive, Holmes Beach
Telefon (941) 896-6422
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