Die Siesta Key Oyster Bar: Nur die Deckendekoration blieb erhalten. (Foto © Siesta Key Oyster Bar)
Laut einem Bericht der Washington Post etablierte sich die eigentümliche Wanddekorationstradition in dem auf der Barriereinsel vor Sarasota gelegenen Lokal bereits, kurz nachdem es vor 16 Jahren seine ersten Gäste empfangen hatte. Wie die Angestellten den Besuchern zu erzählen pflegen, liegt ihr ein alter Seemannsbrauch zugrunde: Angeblich hatten die Fischer früher am Morgen, bevor sie ausfuhren, die Gewohnheit, eine Bar aufzusuchen, in der sie einen Dollar-Schein an die Wand hefteten, um sicherzustellen, dass sie abends nach der Heimkehr genug Geld für einen Drink hatten.
Nach Aussage der Geschäftsführerin Kristin Hale handelt es sich dabei um eine ''Spaßgeschichte'', die den Restaurantgästen offenbar viel Vergnügen bereitet: Bereits nach wenigen Jahren waren die Wände so von Dollar-Noten übersät, dass die Besitzer beschlossen, die Dekoration wieder abzunehmen und ihrem ursprünglichen Verwendungszweck zuzuführen, indem sie sie karitativen Organisationen zur Verfügung stellten. Seitdem machen sich alle zwei, drei Jahre Dutzende Restaurantangestellte daran, die von den Besuchern oft mit persönlichen Kommentaren versehenen Geldscheine vorsichtig wieder zu entfernen, ohne sie zu zerreißen – ein nicht ganz einfaches Unterfangen, da die Banknoten mit Heftklammern an den Wänden befestigt werden. Hierfür stellt das Restaurant seinen Gästen eigens ein professionelles Tackergerät zur Verfügung.
Nachdem sie von den verheerenden Zerstörungen erfahren hatten, die der Hurrikan Dorian im September dieses Jahres auf den Bahamas angerichtet hatte – über 50 Menschen wurden getötet, Zehntausende obdachlos – war für die Besitzer der Siesta Key Oyster Bar klar, dass ihre Wanddekoration in diesem Jahr an das vom Roten Kreuz ins Leben gerufene Hilfsprogramm für die Wirbelsturmopfer gehen würde. Einige Kunden, die davon erfuhren, spendeten zusätzliches Geld, und mitunter fanden die Restaurantmitarbeiter sogar 20-Dollar-Scheine an den Wänden. Am Ende lag der Erlös bei insgesamt 13.961 Dollar.