Das zarte Muschelfleisch der Scallops gilt als Delikatesse. (Foto: © Alex Coan)
Alljährlich begeben sich in Florida Jung und Alt in den Sommermonaten auf Muscheljagd. Zwischen dem 25. Juni und dem 24. September ist es fast überall an der Golfküste jedermann erlaubt, täglich bis zu 7,5 Liter (zwei Gallonen) "Florida bay scallops" (Argopecten irradians) aus dem Meer zu holen.
Für Touristen werden sogenannte Scallopingtouren oder -Packages angeboten, die Charterboot, Verpflegung und die erforderlichen Genehmigungen sowie teilweise auch die Unterkunft beinhalten. Erfahrene Guides bringen die Besucher zu den besten Plätzen zur Muschelsuche. Ausgestattet mit Taucherbrille, Schnorchel und Flossen können die Scallops hier einfach in den Seegraswiesen, die ihnen als Lebensraum dienen, "geerntet" werden. Zu den beliebtesten Jagdgründen der Muschelfischer zählen Steinhatchee, Crystal River und Homosassa, deren ein bis drei Meter tiefe Uferzonen über ausgedehnte Seegraswiesen verfügen.
Ursprünglich waren die Kammmuscheln überall in den Küstengewässern Floridas von West Palm Beach an der Atlantikküste bis nach Pensacola im äußersten Nordwesten verbreitet, in den letzten Jahrzehnten ging ihre Zahl infolge von Umweltveränderungen, wie dem Rückgang von Seegraswiesen und dem zunehmenden Einstömen von Frischwasser, allerdings deutlich zurück.
Heute finden sich nur noch isolierte, entlang der Westküste verstreute Populationen, wobei die größten Bestände in den Seegrasflächen zwischen Tarpon Springs im Pinellas County und Port St. Joe in Gulf County zu finden sind. Wissenschaftler untersuchen daher jedes Jahr im Juni und Juli im Auftrag der Florida Fish and Wildlife Conservation Commission (FWC) die Entwicklung der Muschelpopulationen in verschiedenen für das Sammeln freigegebenen und gesperrten Bereichen entlang der Golfküste.
Auf der Basis der von ihnen erhobenen Daten entscheidet die Behörde über bestandsschützende Maßnahmen wie die zeitliche und quantitative Einschränkung der "Muschelernte". Um den Bestand nicht weiter zu gefährden stammt ein Großteil der Scallops, die in Floridas Seafood-Restaurants angeboten werden, aus Muschelfarmen oder anderen Regionen. Die genauen Beschränkungen für die diesjährige Saison sind auf der Webseite der FWC nachzulesen.
Typischerweise ist die Gehäuseoberseite der Kammmuscheln dunkel gesprenkelt und die Unterseite weiß, in seltenen Fällen treten aber auch Muscheln mit hellgelben oder orangen Gehäusen auf. Ein auffälliges Merkmal ist eine Reihe winziger blauer Augen am äußeren Schalenrand, mit denen Sie Bewegungen wahrnehmen können und die ihnen als Warnsystem vor Fressfeinden dienen. Ihre Fortpflanzung findet größtenteils im Herbst statt.
Den hermaphroditischen Tieren dient die Abkühlung des Wassers als Signal dafür, ihre Ei- und Samenzellen ins Meer abzugeben. Nach der Befruchtung wächst innerhalb von 36 Stunden eine Larve heran, die als Veliger bezeichnet wird und etwa zehn bis vierzehn Tage lang im Wasser treibt. In dieser Zeit macht sie eine Metamorphose zur Jungmuschel durch, die sich schließlich mittels seidenartiger Fäden an der Oberfläche eines Seegrasblattes festsetzt. Im Laufe ihres Wachstums löst sich die Muschel von der Pflanze und fällt auf den Meeresgrund, wo sie ihr restliches Leben verbringt und sich von Algen und anderen organischen Partikeln ernährt, die sie aus dem Wasser filtert. Während Karibik-Kammmuscheln andernorts eine Gehäuselänge von bis zu 90 Millimetern und ein Alter von bis zu zwei Jahren erreichen, werden die Muscheln in Florida selten größer als 75 Millimeter und sterben zumeist bereits nach einem Jahr.
Trotz ihrer sessilen Lebensweise stellen die Kammmuscheln keine ganz leichte Beute dar: Wenn sie in Gefahr sind, können sie vor einem Fressfeind urplötzlich davonschwimmen, indem sie durch das schnelle Öffnen und Schließen ihrer Schalen Schub erzeugen.