1 von 2
Shutterstock
Rote Tide im Atlantik
Ein eindrucksvolles Schauspiel mit oft dramatischen Folgen für Meerestiere und Menschen: rote Tide im Atlantik (Foto © Alfred Rowan/Shutterstock.com)
2 von 2
Fort Myers Beach
Infolge der roten Tide verendete Fische müssen regelmäßig vom Strand aufgesammelt werden. (Foto © Jillian Cain Photography/Shutterstock.com)
Der im Golf von Mexiko lebende, mit zwei Geißeln ausgestattete Dinoflagellat Karenia brevis wurde ursprünglich zu den Algen gezählt, weil er ebenso wie Pflanzen durch Photosynthese Sonnenlicht in Energie umwandelt. Später kam die Wissenschaft zu der Erkenntnis, dass es sich dabei um eine ganz eigene einzellige Organismengruppe handelt. Seiner geringen Größe von nur 20 bis 40 Mikrometern zum Trotz kann er zu einem riesigen Problem werden, wenn er sich in den Küstengewässern millionenfach vermehrt. Lassen dann Brandungswellen die Zellen der Organismen aufplatzen, werden verschiedene Giftstoffe, sogenannte Brevetoxine freigesetzt, die Meeres- und Küstenlebewesen wie Fische, Vögel oder auch Säugetiere töten und bei Menschen durch ihre Verteilung in der Luft Atemprobleme hervorrufen können. Aufgrund der roten Farbe der Dinoflagellaten wird diese Wasserblüte als rote Tide ("red tide") bezeichnet.
Laut der Florida Fish and Wildlife Conservation Commission (FWC) trat Karenia brevis während der zurückliegenden Woche in Südwestflorida vor wie auch weiter entfernt von der Küste in teils hohen Konzentrationen im Pinellas, Hillsborough, Manatee und Sarasota County auf. In Nordwestflorida gab es zum Teil hohe Konzentrationen im Paso County. An den Golfküsten einer Reihe von Countys wurden tote Fische entdeckt, die mutmaßlich an den durch die rote Tide freigesetzten Giftstoffen verendeten. Aus einigen gab es auch Meldungen über vermutlich mit diesen Toxinen zusammenhängende Atemwegprobleme bei Strandbesuchern.
Laut einem Bericht von Patch erprobt das unabhängige Meeresforschungslabor Mote Marine Laboratory in Sarasota im Rahmen eines auf sechs Jahre angelegten Programms gemeinsam mit dem Woods Hole Oceanographic Institute in Massachusetts und der University of Central Florida in Partnerschaft mit der FWC eine Methode, um die Dinoflagellatenzellen zu neutralisieren und abzutöten, die anderswo bei der Bekämpfung anderer gefährlicher Wasserblüten bereits erfolgreich angewandt wurde. Dabei werden speziell vorbehandelte Tonpartikel mit Meerwasser zu einem Schlamm vermischt, der auf der Wasseroberfläche verteilt wird. Wenn die Partikel dann auf den Boden sinken, haften sie sich an die Einzeller, töten sie ab und begraben sie im Sediment des Meeresbodens – ein Prozess, der als Ausflockung bezeichnet wird.
So lautet zumindest die Theorie. Ob dieses Verfahren in Florida wie gewünscht funktioniert, muss erst noch ausführlich erprobt werden, wobei selbstverständlich auch darauf zu achten ist, dass dabei die auf dem Meeresgrund lebenden Organismen sowie Fische keinen Schaden nehmen. Kürzlich gab es dazu einen ersten Versuch in einem Kanal in Sarasota, bei dem dieser mit einem Schirm in zwei Hälften geteilt und der Schlamm mithilfe von Schläuchen auf der Wasseroberfläche einer der beiden Hälften verteilt wurde. Danach wurden Wasserproben auf beiden Seiten des Schirms entnommen, um die Konzentration der Einzeller und ihrer Toxine auf der behandelten und der unbehandelten Seite des Kanals miteinander zu vergleichen. Die Ergebnisse dieser Experimente und anderer, bei denen auch noch der Einfluss des Tonschlamms auf andere Meereslebewesen zu untersuchen ist, werden darüber entscheiden, ob er bei künftigen Wasserblüten im Golf von Mexiko zum Einsatz kommt.