Wird man in einigen Jahren per Magnetschwebebahn von Orlando nach Tampa und Miami fahren können? (Foto: © Victor Maschek)
Bereits im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen Virgin Hyperloop One als eine von zehn möglichen Strecken zur Umsetzung der Hyperloop-Technik eine Verbindung zwischen Orlando und Miami vorgeschlagen. Wie Orlando Weekly unter Berufung auf einen Bericht des Orlando Business Journal berichtet, gibt es nun darüber hinaus Überlegungen zur Errichtung eine Hyperloop-Verbindung zwischen Orlando und Tampa. Demnach befindet sich das ebenfalls in Kalifornien beheimatete Konkurrenzunternehmen Hyperloop Transportation Technologies (HTT) mit der für die Metropolregion zuständigen Planungsorganisation MetroPlan Orlando derzeit in Gesprächen über ein solches Projekt.
Beim Hyperloop handelt es sich um ein ursprünglich von dem Unternehmer und Investor Elon Musk vorgestelltes Verkehrskonzept, bei dem eine Magnetschwebebahn in einer Unterdruckröhre verkehrt, wodurch Reisegeschwindigkeiten von circa 1125 Stundenkilometer möglich sein sollen. Die dafür benötigte elektrische Energie soll durch Solarzellen erzeugt werden. Auf Strecken von bis zu 1200 Kilometern sollen damit deutlich schnellere, günstigere und zudem umweltfreundlichere Reisen als mit dem Flugzeug möglich sein. Das Konzept ist allerdings umstritten: Wissenschaftler und Verkehrsexperten sehen Probleme bei der technischen Umsetzbarkeit und bezweifeln generell, dass ein solches System unter ökonomischen Gesichtspunkten Sinn ergibt.
Derartigen Unkenrufen zum Trotz sieht HTT-Chef Dirk Ahlborn in einem Interview mit den Tampa Bay Times die Hyperloop-Technik gegenüber traditionellen Bahnsystemen finanziell im Vorteil: Da die Betriebskosten relativ gering ausfallen und sich die Investitionen daher laut den Machbarkeitsstudien seiner Firma bereits nach acht bis elf Jahren amortisieren würden, könne man hier mit mehr privaten Investitionen rechnen, sodass weniger staatliche Zuschüsse für die Realisierung des Projekts nötig seien als bei herkömmlichen Verkehrsprojekten. Nach seiner Aussage könnten die Ticketpreise für die etwa 30-minütige Fahrt in der Größenordnung von 10 oder 20 Dollar liegen – deutlich weniger als die 143 Dollar, die die voraussichtlich drei Stunden dauernde Fahrt mit der Brightline auf der noch im Bau befindlichen Strecke von Orlando nach Miami kosten soll. Neben der Passagierbeförderung soll auf beiden ins Auge gefassten Hyperloop-Strecken in Florida der Frachttransport dazu beitragen, den Betrieb profitabel zu machen. Während für die Strecke zwischen Orlando und Tampa noch keine Zeitpläne oder sonstige Details bekanntgegeben wurden, laufen für die Strecke zwischen Orlando und Miami laut Virgin Hyperloop One bereits Vorstudien. Nach den offiziellen Plänen des Unternehmens soll bereits in zwei Jahren der Güter- und in drei Jahren der Passagierverkehr aufgenommen werden.
Die Hyperloop-Strecke zwischen Orlando und Tampa würde aller Wahrscheinlichkeit nach parallel zur Interstate 4 verlaufen und damit an die Stelle der dort ursprünglich geplanten Hochgeschwindigkeitsbahnlinie treten, für deren Bau die US-Regierung bereits die finanzielle Förderung zugesagt hatte, der 2011 aber von Gouverneur Rick Scott mit der Begründung abgesagt wurde, dass der Betrieb der Bahn ein zu großes Risiko für die Steuerzahler darstellen würde. Dahinter stand laut Orlando Weekly die Abneigung von Scotts Unterstützern aus der Tea-Party-Bewegung gegen das von der Regierung Obamas protegierte Projekt. In der Folge flossen die Bundesmittel stattdessen in die Errichtung einer Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke in Kalifornien. Ironischer Weise war als privater Betreiber für die Hochgeschwindigkeitsbahnlinie mit der britischen Firma Virgin just jene Unternehmensgruppe vorgesehen, die nun auch am Unternehmen Virgin Hyperloop One beteiligt ist, das die Hyperloop-Strecke zwischen Orlando und Miami plant.