»Buena Vista Social Club ist überall« (Foto: © Gabor Kovacs Photograpy)
Zurückschrauben lässt sich die Entwicklung aber nicht. Und daher dachten wir uns im vergangenen Jahr: Wenn nicht jetzt, wann dann dorthin reisen, um noch einmal das authentische Kuba zu erleben? Wie immer verbrachten wir den Herbst in unserem Ferienhaus in Naples. Da bot es sich doch an, von hier aus für eine Woche nach Kuba zu fliegen! Über ein deutsches Internetportal buchten wir einen Flug mit Silver Airways von Fort Lauderdale nach Santa Clara auf Kuba. Für die Einreise nach Kuba benötigt man kein Visum, aber eine Touristenkarte, die man im Reisebüro, bei der Airline oder auch im Internet für 25 bis 45 Euro kaufen kann.
Also nichts wie los! Beim Einchecken legt man uns eine Liste des U.S. Departments of the Treasury mit zwölf Punkten vor, auf der man den Grund seiner Reise ankreuzen muss. Na ja, denke ich, dann muss ich wohl später einen Bericht für ein Reisemagazin schreiben – und kreuze »journalistic activity« an. Der Mann hinter dem Schalter meint allerdings lapidar, die meisten Fluggäste würden »support for the Cuban people« ankreuzen. So einfach ist das also? »Zur Umsetzung dieser Regelungen in die Praxis liegen bisher keine Erfahrungswerte vor«, kommentiert das deutsche Auswärtige Amt auf seiner Website. Will heißen: Kontrolliert werden dürfte die Umsetzung kaum, jeder Reisende muss aber selbst entscheiden, ob er das Risiko auf sich nehmen will. Denn legal ist eine rein touristische Reise von den USA nach Kuba eben immer noch nicht…
Auf dem Flugfeld erwartet uns eine kleine Turboprop-Maschine Saab 340B Plus mit 34 Sitzplätzen, die allerdings nur zur Hälfte besetzt ist. Bei guter Sicht geht der Flug zunächst für eine Stunde über die 170 Kilometer breite Meerenge zwischen Kuba und Florida. Dann weiter über weiße Strände und grüne Hügel. Und schließlich: Santa Clara am Fuße des Escambray-Gebirges!
Am Abel Santamaría Airport angekommen, brauchen wir zuerst einmal kubanisches Geld, um per Taxi zu unserem bei Cubanacan gebuchten Hotel La Granjita zu kommen. Es empfiehlt sich im Übrigen, Bargeld in Euro mitzunehmen, die man dann in Wechselstuben oder Banken in die Touristenwährung Peso convertible (CUC) umtauschen kann. Dollars werden mit einem Abschlag von 10 Prozent zusätzlich zu den Gebühren gewechselt. Amerikanische Kreditkarten werden meistens abgelehnt.
Im Hotel La Granjita machen wir einen Spaziergang durch die herrliche parkähnliche Anlage und setzen uns an die Poolbar. Einer der Gäste lädt uns zu einem Glas Havana Club Rum ein – und erzählt uns freimütig, dass er Drogenschmuggler sei. Er stamme aus Guyana, habe aber Asyl in Kanada bekommen. Er würde mehrmals im Jahr nach Kuba kommen und habe sich hier ein Haus und ein Schnellboot gekauft. Merkwürdige Begegnung...
Eigentlich haben wir vor, ein Auto zu mieten und damit Kuba zu erkunden. Schon Wochen im Voraus hatte ich im Internet versucht, bei Havanautos, Rex oder Cubacar einen Wagen zu bekommen – leider ohne Erfolg. Mit einem Auto hätte man sicher leichter in Privatunterkünften übernachten können. Die sogenannten »casas particulares « kann man online buchen (zum Beispiel über www.holacuba.de) oder auch vor Ort leicht anhand entsprechender Schilder finden.
Uns bleibt aber noch die Möglichkeit, mit den Viazul-Bussen zu reisen. Von Santa Clara zu der etwa 100 Kilometer entfernten Weltkulturerbe-Stadt Trinidad fahren die Busse zweimal am Tag in drei Stunden für 8 CUC. Um noch einen Platz zu bekommen, sollte man mindestens eine Stunde vor der Abfahrt an der Haltestelle sein. Als wir am nächsten Morgen vor dem Busterminal aus dem Taxi steigen, stürmen mehrere Taxifahrer auf uns zu und fragen, wohin wir wollen – und unterbieten sich gegenseitig mit den Preisen. So kommen wir für 30 CUC zwar auf durchgesessenen Autositzen, aber relativ schnell in das Hotel Amigo Club Ancon an der Playa Ancon – ein riesiger, bunt angestrichener Betonklotz mit dem Charme des realen Sozialismus.
Von der Playa Ancon kann man mit einem Shuttlebus (bei zwei Personen ist ein Taxi nicht teurer) in das 10 Kilometer entfernte Trinidad fahren. Touristen aus aller Welt kommen in die ehemalige Metropole des Zuckerrohranbaus. Der einstige Reichtum der Zuckerbarone lässt sich an den prächtigen Palästen aus der Kolonialzeit an der Plaza Mayor ermessen.
Der ganze Stolz unseres Taxifahrers Angel, den wir ein paar Tage später für einen Ausflug ins 80 Kilometer entfernte Cienfuegos angeheuert haben, ist sein roter, liebevoll restaurierter Ford aus dem Jahre 1955. Die Stadt liegt an der Jagua-Bucht, die schon 1494 von Christoph Kolumbus beschrieben wurde. Sehenswert ist das Teatro Tomás Terry, benannt nach dem Zuckerbaron, aus dessen Nachlass der Bau finanziert wurde. Zurück in Santa Clara haben wir vor dem Rückflug gerade noch Zeit, das Monumento Memorial Comandante Ernesto Che Guevara zu besichtigen. Auf einem riesigen Betonklotz steht eine überlebensgroße Bronzestatue des Revolutionärs, der eine besondere Beziehung zu Santa Clara hat: 1959 vollbrachte er in der Nähe eine »Heldentat«, als er einen Panzerzug des Diktators Batista zum Entgleisen brachte.
Auf dem Flughafen kaufen wir zwei Flaschen Havana Club Rum für je 2,65 CUC. Ebenso wie Zigarren durfte Rum lange nur bis zum Wert von 100 Dollar in die USA eingeführt werden, neuerdings kann man ihn wieder unbegrenzt mitbringen. Obwohl wir gelesen hatten, dass die Ausreisesteuer abgeschafft worden sei, darf jeder von uns aber 25 CUC an das kubanische Volk »spenden«.
Auf dem Rückflug verläuft die Flugroute weiter westwärts, sodass wir einen herrlichen Blick auf das Perlenband der Florida Keys genießen. Und nach so viel authentischem kubanischem Charme wieder Vorfreude auf den Rest unserer Urlaubstage im Sunshine State verspüren.
KUBA VIA FLORIDA
Touristische Reisen von den USA nach Kuba sind weiterhin auch für deutsche Reisende nicht erlaubt. Direkte Flugreisen sind derzeit nur möglich, wenn sie in eine der 12 von den US-Behörden zugelassenen Kategorien fallen, darunter »educational activities« sowie private Besuchsreisen. Für Deutsche ist es natürlich möglich, von Florida nach Mexiko zu fliegen und dann mit einer anderen Airline, die nicht der US Hoheit unterliegt, weiter nach Kuba zu reisen. Legal ist auch ein Flug von Deutschland nach Kuba und weiter nach Florida, sofern die oder der Reisende nicht auch die US-Staatsangehörigkeit besitzt. Unter der Auflage, »people-to-people educational and cultural excursions« anzubieten, haben Kreuzfahrtreedereien die Erlaubnis erhalten, von den USA aus kubanische Häfen anzulaufen.
VERBINDUNGEN
FLÜGE
Fort Lauderdale – Camagüey, Havanna, Holguín, Santa Clara, Varadero
Spirit Airlines: zweimal täglich nach Camagüey, Havanna, Holguín, Santa Clara, Varadero
jetBlue Airways: täglich nach Camagüey, Havanna, Holguín, Santa Clara
Southwest Airlines: zweimal täglich nach Havanna und Varadero, täglich nach Santa Clara
Miami – Camagüey, Havanna, Holguín, Santa Clara, Santiago de Cuba, Varadero
American Airlines: täglich nach Havanna und Varadero
Delta Air Lines: täglich nach Havanna
Cayman Airways: täglich via Cayman Islands nach Havanna
Aeroméxico: täglich via Mexico City nach Havanna
Havana Air: täglich nach Havanna, zweimal wöchentlich nach Camagüey, Holguín,
Santa Clara, Santiago de Cuba und Varadero
Orlando – Havanna
jetBlue Airways: täglich Tampa – Havanna
Southwest Airlines: täglich
Havana Air: zweimal wöchentlich Key West – Havanna
Havana Air: dreimal wöchentlich
KREUZFAHRTEN
Norwegian Cruise Line ab 1. Mai 2017 mit der »Norwegian Sky«:
4–Tages-Kreuzfahrt Miami – Bahamas – Havanna (mit Übernachtung in Havanna)
Royal Carribbean International ab April 2017 mit der »Empress of the Seas«: 4-Tages-Kreuzfahrt von Tampa über Key West nach Havanna, von Miami nach Havanna oder von Miami via Key West nach Havanna 5-Tages-Kreuzfahrt von Tampa via Key West und Cozumel nach Havanna
5-Tages-Kreuzfahrt von Tampa nach Havanna mit Übernachtung
6-Tages-Kreuzfahrt von Miami über Nassau und Key West nach Havanna
Carnival Cruise Lines ab Sommer 2017 mit der »Carnival Paradise« (ehemals
Reederei Fathom):
4- oder 5-Tages-Kreuzfahrt von Tampa nach Havanna beziehungsweise von Tampa nach Havanna via Key West oder Cozumel (jeweils mit Übernachtung in Havanna)