
Roter Flamingo
(Neu-)Floridianer oder zeitweiliger Besucher? Diese Frage lässt sich im Fall des Roten Flamingos oder Kuba-Flamingos (Phoenicopterus ruber) nicht so leicht beantworten. (Foto © Sergey Uryadnikov/Shutterstock.com)
Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Roten Flamingos, die von Hurrikan Idalia Ende August entlang der Westküste der östlichen USA abgeladen wurden, von der mexikanischen Halbinsel Yucatán oder aus Kuba stammen. Wie der Biologe und Flamingoexperte Jerry Lorenz, Forschungsleiter der Vogelschutzorganisation Audubon Florida, gegenüber News-Press erklärte, liegt die Zahl der gemeldeten Flamingo-Sichtungen mittlerweile nur noch bei einem Bruchteil dessen, was in den Wochen unmittelbar nach dem Durchzug des Wirbelsturms verzeichnet wurde. Ob daraus zu schließen ist, dass viele von ihnen den Sunshine State und die restliche USA wieder verlassen haben, oder dies schlicht darauf zurückzuführen ist, dass die Leute sie inzwischen weniger beachten, sei aber unklar.
Unzweifelhaft ist laut Audubon Florida jedenfalls, dass es sich bei den weiterhin beobachteten Flamingos zumindest zu einem guten Teil um zugewanderte und nicht etwa ursprünglich aus Reservaten oder Zoos stammende Vögel handelt, die in die Freiheit gelangt sind. Dazu sei die Zahl der beobachteten Flamingos nämlich immer noch viel zu groß. Die Tatsache, dass nach wie vor zumeist kleine Gruppen der Tiere in Florida beobachtet werden, kann daher zu der Vermutung Anlass geben, dass sie sich hier wieder ansiedeln und Brutpopulationen bilden, wie dies noch Anfang des 20. Jahrhunderts der Fall war, ehe sie vom Menschen aufgrund ihrer wertvollen Federn ausgerottet wurden.
Die Frage, ob dies wirklich der Fall ist, wird sich aber laut Lorenz vielleicht erst in Jahrzehnten eindeutig beantworten lassen. Nach seinen Worten ist es nichts Ungewöhnliches, dass Flamingos sich monatelang an einem bestimmten Ort aufhalten, um dann plötzlich wieder von dort zu verschwinden. Nach der Aussage von Audubon Florida zeigt der Umstand, dass die vom Hurrikan in den Sunshine State gebrachten rosa gefiederten Besucher nun schon über zwei Monate hier ausharren, aber nicht nur den Erfolg der Arterhaltungsmaßnahmen in der Karibik: So sei die Population etwa in Yucatán zwischen 1954 und 1998 von 6000 auf 27.000 Tiere angewachsen. Auch der Sunshine State sei dank wiederhergestellter und unter Schutz gestellter Habitate im Everglades-Nationalpark und anderen Naturschutzgebieten heute wieder "flamingofreundlicher" als in der jüngeren Vergangenheit.